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Ideen, an die Du glaubst

Die Musikszene Thüringens mausert sich. Nach Walter von der Vogelweide, Wolfram von Eschenbach, Franz Liszt und der Musikerfamilie Bach gestalten junge Musiker wie die Pentatones, Feindrehstar, Clueso und die STÜBAphilharmonie die Musiklandschaft in Thüringen.

Der musikalische Nährboden ist über Jahre gewachsen. Der Musiker Le Schnigg von der Weimarer Band Pentatones beschreibt die Situation: „Es sind einfach etliche gute Leute da geblieben oder nie mehr aus Thüringen weggekommen. Gleichzeitig sind die Wege so kurz, dass man gar nicht umhin kommt, diese guten Leute früher oder später zu treffen. Besonders in der elektronischen Musik, aber auch im Hip-Hop passieren auf diese angenehm ungezwungene Weise seit Jahren total spannende Sachen, die andernorts so nie stattgefunden hätten.“

Das SonneMondSterne-Festival – eines der größten Open-Air-Festivals elektronischer Musik in Deutschland – ist so eine Idee. 1997 mit ca. 1500 Besuchern erstmals über die Bühne gegangen, lockt das SonneMondSterne am zweiten Augustwochenende mehrere 10.000 Besucher nach Südostthüringen an die Bleilochtalsperre zum Feiern, Baden und Abschalten vom Alltag. Zwischen Wasser, Bergen und dem Thüringer Wald werden Zirkuszelte zu Dancefloors, Felder zu Zeltplätzen und Gästeschiffe zu Partybooten.
Als Schaufenster für die Szene zeigt die Agentur Seekers mit dem SonneMondSterne Jahr für Jahr mit Klassikern und Newcomern die Vielfalt elektronischer Musik. Das Lineup reicht 2010 vom britischen Elektronik-Duo Underworld bis zur deutschen Vorzeige-Band Die Fantastischen Vier, von dem deutschen Techno-Pionier Sven Väth bis zur Jenaer Krautclub-Band Feindrehstar.
Die Mitarbeiter der Jenaer Agentur um Rico Tietze hören privat elektronische Musik und wuchsen in einer Zeit auf, in der sie in Turnhallen, Kellern und ehemaligen Ställen im grünen Herzen Deutschlands tanzten. Ein Open Air musste her. Angefangen als eine Eintages-Veranstaltung entwickelte sich das SonneMondSterne zum wichtigsten Termin in der deutschen Elektro-Szene. Doch das familiäre Gefühl blieb: Für die Künstler ist das Festival mehr Ferienlager mit alten Freunden als Arbeit unter Kollegen. So wie die Künstler sind auch die Macher des SonneMondSterne mit Clubs, Platten-Labels und Agenturen vernetzt. Eine Sonderrolle in dieser Liste nehmen die Muna in Bad Klausterlausnitz, das Kassablanca in Jena und das Plattenlabel Freude am Tanzen ein.

Als Zentrum für Jugend- und Soziokultur 1990 gegründet, entwickelt sich das Kassablanca schnell als Geheimtipp in der Szene und unter Jenaer Jugendlichen. Eine Odyssee durch das Jenaer Zentrum brachte das Team schlussendlich in das heutige Domizil direkt am Bahnhof Jena West. Mit Mitteln des Thüringer Kultusministeriums und der Stadt Jena konnte das Areal nutzbar und durch den Ausbau des Eisenbahnturms, einem ehemaligen Lokschuppen und zahlreichen jetzt bunt bemalten Züge erweitert werden. Das Vereinsmitglied Thomas Sperling beschreibt den Klub-Aufbau als „hart, aber machbar“, spätestens wenn der Klub läuft, sei eine klare Aufgabenteilung notwendig. Viele anfangs passiv Konsumierende wechseln in die aktive Rolle. Thomas Sperling vergleicht den Prozess mit einem Samen, der in die Erde gegeben und gegossen wird. „Manche wachsen, manche nicht und manche wachsen über uns hinaus. Wir bieten Chancen, sich auszuprobieren.“
Die heutigen Labelbetreiber von Freude am Tanzen haben 1997 mit selbst organisierten Veranstaltungen im Kassablanca begonnen, bevor sie 1998 ihr Label gründeten und 2001 ihren Plattenladen in Jena eröffneten. Der Rest ist eine Erfolgsgeschichte: 2003 der erste Überraschungserfolg MK 006 von Robag Wrumme. Thomas Sperling: „Labelmacher sind Bauchmenschen. Am Ende entscheidet die Musik.“ Mit dem ersten Album der Band Feindrehstar im Sommer bei dem Schwesterlabel Musik Krause und im Oktober 2010 mit seiner 50. Veröffentlichung feiert das Label 2010 sein zwölfjähriges Jubiläum. Mit Feindrehstar schließt sich der Kreis der Thüringer Elektro-Szene: Erste Auftritte im Kassablanca, SonneMondSterne-Auftritt im Augst 2010 und das Album-Release bei Musik Krause – auch eine Idee, an die Feindrehstar glauben.

In Erfurt trägt die Ideenschmiede für junge Musik einen Namen: Zughafen. Der Zughafen ist ein freies Netzwerk von Künstlern, Organisatoren, Firmen und Projekten mit Sitz im alten Erfurter Güterbahnhof. Ausgehend von mehreren Musikstudios und einem Team um den Künstler Clueso hat sich der Zughafen zu einem Anziehungspunkt kreativer Köpfe entwickelt – unter ihnen: Marbert Rocel, Makabu, und die STÜBAphilharmonie. Die STÜBAphilharmonie ist ein Verein zur Förderung der Musik in Thüringen. Unter der musikalischen Leitung von Martin Lentz aus Weimar begleitet das Sinfonieorchester musikalisch Puppenspielaufführungen oder auch Clueso bei Live-Konzerten. Im Unterschied zu anderen Künstlern, die ihre Songs mit Sinfoniearchestern interpretieren, werden die Songs bei Clueso und STÜBA gemeinsam arrangiert und geprobt. Die Weimarer Musikstudentin Lorina Mattern beschreibt die Zusammenarbeit: „Wir sind kein Beiwerk oder Show, sondern musizieren gemeinsam.“ Ob als Weckdienstbeauftragter oder Dirigent, Auktionsleiter, Busfahrer oder DJ – bei STÜBA sitzen nicht nur alle in einem Boot, sondern jede/r rudert mit.

In Weimar befindet sich der musikalische Hafen im Gaswerk. Das Gaswerk, die Design- und Projektwerkstatt in der Schwanseestraße, ist ein Paradebeispiel eines soziokulturellen Zentrums in Thüringen. Seit seiner Gründung 1998 vereint es soziale und kulturelle Aspekte auf vielfältigste Art und Weise. Das Jahresprojekt Salon Pink beispielsweise knüpft an die Salonkultur des 18. und 19. Jahrhunderts um den Jenaer Salon an und bietet jungen Talenten eine Bühne, auf der sie lesen, musizieren und performen können. Die Projektleiterin Canan Yilmaz will „bestehende Dinge aufgreifen und in seiner Zeit weiter bearbeiten“. Ihr geht es um den Mix aus festen und spontanen Programmpunkten. Sie will „offen bleiben für Spontanes“ – das zeigt sich auch bei den monatlichen Terminen des Salons. Unter dem Titel „Zuhören, Wundern, Selbst Erzählen“ lädt der Salon Pink zum ”Bühnenbild ohne Stück” ein. Da treffen beispielsweise Texte des Berliner Design-Kollektivs Schroeter und Berger auf musikalische Spuren von Le Schnigg von den Pentatones. Beide laden das Publikum zu eigener künstlerischer Tätigkeit auf den offenen Bühnen ein. So werden die Grenzen zwischen Produzent und Konsument und die zwischen den Künsten durchlässig. Eingebettet in eine Ausstellung aus Malerei, Grafik, Fotografie und Medienkunst spürt man den Atem der Caroline Schelling, Salonière des frühromantischen Jenaer Salons.

So gesehen ist ganz Thüringen ein Salon, wo mehr Freunde als Kollegen miteinander arbeiten, Klubs und Labels betreiben, Festivals und Konzerte organisieren, selbst Musik machen oder dem musikalischen Nachwuchs eine Bühne bieten. Salon Thüringen – Die Musikfabrik!

Maxi Kretzschmar im Kulturjournal Mittelthüringen 04/2010: Mit Pauken und Trompeten – Musik in Mittelthüringen

Mehr Informationen unter
www.sonnemondsterne.de
http://kassablanca.de
www.freude-am-tanzen.com
www.feindrehstar.de
www.zughafen.de
www.clueso.de
www.stueba.de
www.schwansee92.de

Projektideen kompetent verwirklichen mit dem Wissen aus Wirtschaft und gemeinnützigem Bereich: Wie das geht zeigt das Trainingsprogramm der Civil Academy, für das sich jetzt wieder freiwillig Engagierte zwischen 18 und 27 Jahren mit einer Projektidee bewerben können. Bewerbungsschluss ist Sonntag, der 18. Juli 2010. Eine fachkundige Jury wird die Auswahl treffen. Die drei Kompaktseminare des Programms zu Projektmanagement, Fundraising und Öffentlichkeitsarbeit werden im September, Oktober und Dezember stattfinden. Die Projektideen, die dort bis zur Umsetzungsreife weiter entwickelt werden, können aus einem beliebigen Engagementbereich kommen, sei es Soziales, Bildung, Umwelt oder Kultur. Am Ende der Kurse gibt es ein Zertifikat.

Mehr Informationen unter www.civil-academy.de

Sowohl die Bundesregierung als auch das Thüringer Wirtschaftsministerium haben den Kulturbetrieb inzwischen als einen ökonomischen Wert entdeckt. Neue Berater sollen den freien Markt unterstützen. Der Start einschlägiger Initiativen verläuft aber sehr unterschiedlich.
„Wir sind nicht die Typen mit vollen Hosentaschen“, sagt Katja Großer. Und Christian Rost ergänzt: „Wir sehen uns eher als niederschwellige Ansprechpartner.“ Die beiden sind Kulturberater und leiten seit Februar von Dresden aus das nagelneue Regionalbüro der sogenannten Initiative Kultur- und Kreativwirtschaft. Hinter dem bürokratischen Titel steht ein Projekt von Bundeswirtschaftsministerium und Bundeskulturbeauftragtem, mit der die Wettbewerbsfähigkeit der Branche gestärkt werden soll. Insgesamt haben die rund 238.000 Unternehmen – ob Film, Musik, Design oder auch bildende Kunst – mehr als eine Million Beschäftigte. Allerdings liegt die Quote der Selbstständigen in diesem Bereich bei 28 Prozent.
Bundesweit sollen nun acht Regionalbüros die Vernetzung als Wirtschaftsfaktor befördern. Immerhin lag der Umsatz der Kulturbranche im Jahre 2008 bei 132 Milliarden Euro. Mit dem Dresdner Büro soll dem Kreativbereich in Thüringen, Sachsen und Sachsen-Anhalt geholfen werden. Neben der Information über verschiedene Fördermöglichkeiten werden die Akteure der Branche in Netzwerke eingebunden, berichtet Katja Großer. „Dabei muss man nicht wie beim Bankentermin gleich einen Businessplan vorlegen.“ Ohnehin sei die Beratung kostenlos, versichert Christian Rost. Zur Zielgruppe der Beratungsoffensive gehören Architekten, Publizisten, darstellende Künstler, der Kunst- und Werbemarkt, ja sogar der Software- und Gamebereich – und teilweise das Kunsthandwerk.
Es soll dabei nicht um eine Kontrolle von Subventionen gehen, betont Katja Großer, sondern eher um eine bessere Vermarktung. „Ein Stadtentwicklungsplaner“, führt Christian Rost als Beispiel an, „kann seine Dienstleistungen größtenteils nur staatlich anbieten“. Auf regionaler Ebene soll es zunächst Sprechtage geben, darunter auch in Weimar und Erfurt. Darüber hinaus bestehen Kontakte zu dem von Dirk Heinze und Dirk Schütz bereits vor Jahren in Weimar gegründeten „Kultur Management Network“. Hearings zur Selbstdarstellung bestimmter Teilbranchen seien denkbar, geht aus einem entsprechenden Informationspapier des Bundeswirtschaftsministeriums hervor. Für Mitteldeutschland ist ein derartiges Treffen im Frühsommer in Leipzig vorgesehen. Während auf Bundesebene die Pflöcke eingeschlagen sind, tritt das Thüringer Wirtschaftsministerium auf der Stelle. Vor Wochen hatte Staatssekretär Jochen Staschewski (SPD) eine Umstrukturierung des Ministeriums bis Ostern angekündigt. Geplant ist dabei erstmals ein eigenes „Referat für Kunst- und Kreativwirtschaft“, das genau diesen Bereich künftig als Wirtschaftsfaktor betrachten will. Mit einer Zustandsanalyse soll zunächst der Status quo im Lande ermittelt werden. Viel mehr ist nicht bekannt. Entsprechende Interview-Anfragen zur strategischen Ausrichtung wurden vom Ministerium abgesagt.
Als Konkurrenz sieht Michaela Hirche, Geschäftsführerin des Thüringer Verbandes der Bildenden Künstler, die Initiativen von Bund und Land nicht. Im Gegenteil: „Denn der einzige bisher vorgelegte Kulturwirtschaftsbericht aus dem Jahre 2008 war überhaupt nicht aussagefähig.“ (Karsten Jauch)

TA, 20. März 2010
Mehr Informationen unter www.kultur-kreativ-wirtschaft.de

Städte- und Gemeindebund sieht «im Moment keine drastischen Einsparungen»

Trotz der Finanzkrise und teils angespannter Haushaltslage drohen Sachsen-Anhalts kommunalen Kultureinrichtungen im Moment keine drastischen Einsparungen. Das sagte der stellvertretende Geschäftsführer des Städte- und Gemeindebundes, Jürgen Leindecker, der Deutschen Presse-Agentur dpa in Magdeburg. Allerdings seien die Beratungen zu den Etats 2010 in den Kommunen zum Teil noch nicht abgeschlossen. Sollte der kommunale Finanzausgleich zulasten der Städte und Gemeinden gehen, drohten Abstriche bei der Kultur. «Das wäre dann der erste Bereich, der leiden würde», sagte Leindecker. Denn die Unterstützung von Kultureinrichtungen gehöre zu den freiwilligen Aufgaben der Kommunen.
Auch in der Landeshauptstadt Magdeburg ist der Haushalt 2010 noch nicht unter Dach und Fach, wie der Kulturbeigeordnete Rüdiger Koch sagte. «Ich erwarte aber keine drastischen Einschnitte.» Während der Etat in den vergangenen Jahren insgesamt geschrumpft sei, seien die Ausgaben für Kultur gestiegen. 2009 stehen Magdeburg für Ausgaben auf diesem Gebiet laut Koch rund 34 Millionen Euro an städtischen Mitteln zur Verfügung. Mit dieser Summe sei auch 2010 zu rechnen.
Der Sprecher der Stadt Halle, Steffen Drenkelfuß, erläuterte, dass Kulturpolitik wegen der «komplizierten Situation des städtischen Haushalts und vor dem Hintergrund neuer gesellschaftlicher und ökonomischer Herausforderungen sehr verantwortungsvoll betrieben» worden sei. Anfang 2009 wurden die Staatskapelle Halle, die Oper, das Schauspiel und Puppentheater sowie das Thalia Theater zur Theater, Oper und Orchester GmbH zusammengelegt. Dadurch könnten vorhandene Mittel «effektiver» eingesetzt werden. Die Zuschüsse seien für die nächsten Jahre festgeschrieben. Konkrete Summen wurden nicht genannt.
Anfang November hatte der Deutsche Kulturrat einen Nothilfefonds des Bundes für gefährdete kleinere kommunale Kultureinrichtungen gefordert. Hintergrund ist eine Umfrage unter Oberbürgermeistern zahlreicher Städte, die angesichts der drastischen Einbrüche bei Steuereinnahmen vor einer äußerst schwierigen Haushaltslage stehen. Der Nothilfefonds des Bundes sollte den Kommunen als zweckgebundene Überbrückungsgelder für einen begrenzten Zeitraum zur Verfügung gestellt werden. Ein Sprecher von Kulturstaatsminister Bernd Neumann verwies darauf, dass für die allgemeine Kulturförderung in Kommunen die jeweiligen Bundesländer verantwortlich seien.

MZ-Web.de, 12.11.2009

Keine Gemeinschaftsschulen mehr?

(dpa) – Nach der Präsentation des Koalitionsvertrages von CDU und FDP in Sachsen wirft die Opposition den Liberalen die Preisgabe von wichtigen Positionen in der Bildungspolitik vor. Dazu zählt insbesondere die Forderung im Wahlkampf nach einem gemeinsamen Lernen der Kinder bis zur 6. Klasse. Vor allem die CDU sieht Sachsen als einen Musterschüler im deutschen Bildungswesen. Ein gutes Abschneiden bei Tests wie PISA hat das Selbstvertrauen in diesem Punkt gestärkt. Dennoch bleibt auch unter der neuen CDU/FDP-Regierung, die eine große Koalition in Dresden ablöst, nicht alles beim Alten. Doch manche Formulierungen werfen Fragezeichen auf.
Der CDU-Landesvorsitzende, Regierungschef Stanislaw Tillich, und FDP-Chef Holger Zastrow unterzeichneten am 22. September den Koalitionsvertrag. Die 57-Seiten-Vereinbarung war zuvor auf Sonderparteitagen beider Parteien gebilligt worden. Die CDU setzte sich bei den Verhandlungen in allen wesentlichen Punkten durch. Laut Planung steht am 29. September die Wahl Tillichs zum Ministerpräsidenten an. Am Tag darauf sollen die Minister vereidigt werden. Die Zusammensetzung des Kabinetts war bis zum 25. September noch nicht bekannt. Das Bildungs- und Wissenschaftsministerium sollen aber CDU-geführt bleiben. Die CDU hatte bei der Landtagswahl am 30. August 40,2 Prozent der Stimmen erhalten, die FDP 10,0 Prozent.
Nach dem Willen der Koalitionäre wird sich auch künftig der Bildungsweg sächsischer Schüler schon nach Klasse 4 teilen. Dann erhalten sie eine „Bildungsempfehlung“, ob sie künftig aufs Gymnasium oder die Mittelschule gehen. Die Mittelschule bietet einen Realschulabschluss (10. Klasse) und einen Hauptschulabschluss (9. Klasse). Künftig gibt es nach Klasse 6 eine weitere „Bildungsempfehlung“. Sie soll die Durchlässigkeit zwischen den Schularten erhöhen. Theoretisch konnten Schüler auch bisher schon in späteren Klassen auf das Gymnasium wechseln. Weil die Fächer aber nicht mehr übereinstimmten, war das praktisch kaum möglich.
Auch deshalb sprach sich Tillich schon vor einem Jahr dafür aus, „Spätzündern“ eine zweite Chance zu geben. 2005 hatte Sachsen den Gang zum Gymnasium erleichtert. Statt des bis dato verlangten Notendurchschnitts von 2,0 in Deutsch und Mathematik bekamen seither auch Schüler mit 2,5 noch eine solche Empfehlung. Jetzt heißt die Formulierung „besser als 2,5“. Ob das ein Rückgriff auf die alte Regelung ist, bleibt unklar. Zudem erwägt die Koalition, auch andere Fächer bei der Empfehlung zu berücksichtigen. Um „Spätzündern“ den Weg zur Reifeprüfung zu erleichtern, sollen in der 5. und 6. Klasse der Mittelschule Leistungskurse entstehen. Laut Koalitionsvertrag wird die Mittelschule als Kernstück des Schulsystems zu einer nicht näher definierten Oberschule weiterentwickelt. Im Kern geht es wohl darum, die an Gymnasien übliche zweite Fremdsprache ab Klasse 6 auch für Nicht-Gymnasiasten anzubieten. Das grundsätzliche Ziel besteht darin, mehr Abiturienten zu bekommen. Deshalb will Schwarz-Gelb zwei andere Wege zum Abitur fortan bekannter machen: das berufliche Gymnasium um die Fachoberschule. Ein gemeinsames „Abi“ mit anderen Bundesländern wird als Zwischenschritt für ein bundesweit einheitliches Abitur genannt.

Stehen Gemeinschaftsschulen vor dem Aus?
Ein Satz in der Koalitionsvereinbarung hat die Gemüter besonders erregt: „Die bisher genehmigten Schulversuche zur Gemeinschaftsschule werden abgeschlossen und evaluiert.“ Das liest die Opposition als Abgesang auf Gemeinschaftsschulen schlechthin, von denen es bisher ohnehin nur neun gab. Das Interesse war größer, viele Anträge wurden abgelehnt. Auf jeden Fall sollen die jetzigen Gemeinschaftsschüler ihren Abschluss noch an einer Schule dieses Namens machen können. Da das jüngste Projekt erst im August 2009 mit Fünftklässlern startete, dürfte das Modell tatsächlich erst 2015 auslaufen.
Laut Koalitionsvertrag werden die Ganztagsangebote verbessert. Der Anteil von Schülern ohne Abschluss soll sinken. Auch unter Schwarz-Gelb wird es sogenannte Lerncamps für leistungsschwache Schüler in den Ferien geben. Viele Formulierungen tragen den Charakter unverbindlicher Absichtserklärungen:
„Wir werden für eine intensivere Vermittlung von DDR-Geschichte eintreten.“ In dünn besiedelten Regionen soll das öffentliche Schulnetz „in einer zumutbaren Erreichbarkeit für jeden Schüler“ erhalten bleiben – eine alte Forderung der FDP. Ob weitere Schulen schließen, wird nicht gesagt. Die Eigenverantwortung der Schulen soll erhöht werden. So ist ein Modellprojekt „Selbstständige Schule“ geplant. von Jörg Schurig

Mehr Informationen unter bildungsklick.de

Auch wenn die Landwirte auf den Feldern genug zu tun haben – Jochen Voß aus Wust und Dietmar Schwarzlose aus Sydow haben sich Zeit genommen für ein nicht alltägliches Kunstprojekt. Sie “ malten “ mit Traktor und Grubber in zwei Stoppelfelder große Motive, die nur aus der Luft in voller Schönheit zu bewundern sind.
Die beiden Bilder – ein Kuhkopf und eine aufgehende Sonne – sind im Internet zu sehen. Diese Landschaftskunst ist Bestandteil des Vorhabens oekomenta 09 „. Damit wollen Akteure aus dem Kunst- und Kulturbereich gemeinsam mit den im ländlichen Raum lebenden Menschen die kulturelle Vielfältigkeit der durch die Landwirtschaft geprägten Landschaften Sachsen-Anhalts einer breiten Öffentlichkeit präsentieren. Der Wuster Bürgermeister Gerhard Faller-Walzer engagiert sich selbst sehr dafür und hatte die Landwirte seiner Gemeinde angeregt, mitzumachen.
Jochen Voß und Dieter Schwarzlose erklärten sich spontan bereit dazu. Während Dieter Schwarzlose als Hommage an das Wuster “ Muuuhseum “ einen Kuhkopf auf das Feld brachte, grubberte Jochen Voß einen Sonnenaufgang. Mitten in der Getreideernte steckend, hatte er sich am 22. Juli spätabends zwei Stunden Zeit genommen für das Projekt. Mit einem Feldzirkel, der eine Spannweite von zwei Metern besitzt, und Pfl öcken hat er den 100 mal 100 Meter großen Umriss markiert und dann auch ganz exakt drei Linien und die runde “ Sonne “ gegrubbert. Am Tag darauf ist dann eine Fotografin im Flieger über die Kunstobjekte geflogen und hat die Bilder gemacht. Das Motiv konnten die Bauern selbst wählen, lediglich die Größe war vorgegeben. Was bei der etwas ungewöhnlichen Arbeit herausgekommen ist, kann man sich im Internet ansehen unter http://www.oekomenta09.de
“ Das künstlerische und kulturelle Erbe zu pflegen und zu erschließen und damit für die Interessen der im ländlichen Raum wirkenden Akteure zu werben, sind wesentliche Ziele des Projektes „, so Gerhard Faller-Walzer. Mit der Einbindung der Bevölkerung soll über die Ebenen Kunst und Kultur ein intensiver Dialog zum Thema Kulturlandschaft Sachsen-Anhalt und ein Beitrag zur Identifikation mit der Heimat geleistet werden. “ Durch die künstlerische Gestaltung und deren Umsetzung auf einem Hektar Fläche durch die beiden Landwirte und ihrer Helfer, denen ich hier ganz herzlich danken möchte, wurden zwei wunderbare Beiträge zum Ökomenta-Projekt geschaffen. Mittels der Präsentation dieser Arbeiten und der Porträts der beiden Landwirte im Internet und in der Wanderausstellung wird erneut für die Gemeinde Wust als Standort für LandArt geworben. “
Und so hat die Gemeinde Wust auch den Antrag gestellt, “ Ökomenta-Dorf “ zu werden. Wird der Ort in das Projekt aufgenommen, kann die Gemeinde ein Konzept für ein Vorhaben im Ort von Studenten der Hochschule Anhalt erarbeiten lassen – in diesem Falle wäre das die Gestaltung des Platzes vor der Grundschule.
So kann die Gemeinde nicht nur die Planungskosten sparen, sondern auch auf kreatives und künstlerisches Potenzial unter der Federführung von Prof. Matthes als Initiator des gesamten Ökomenta-Projektes zugreifen. “ Genau deshalb habe ich mich auch bereit erklärt, bei der ungewöhnlichen Landschaftsgestaltung mitzumachen „, begründet Jochen Voß sein Engagement. “ Wenn unsere Gemeinde davon profitiert, bin ich gern bereit, diese zusätzliche Arbeit auf mich zu nehmen, denn einen finanziellen Nutzen haben wir Landwirte daraus nicht. “ Mit den beiden Kunstwerken steigen die Chancen für Wust, Ökomenta-Dorf zu werden. von Anke Schleusner-Reinfeldt

Volksstimme, 1. Septmeber 2009

Umstellung auf neue Gymnasiallehrpläne läuft nur schleppend
Hans-Peter Vogeler im Gespräch mit Jochen Spengler im Deutschlandfunk

Die Verkürzung der Gymnasialjahre von neun auf acht ist vollzogen – in vielen Lehrplänen aber noch nicht umgesetzt. Bundeselternratsvorsitzender Hans-Peter Vogeler sorgt sich um Schüler, die bis zu neuneinhalb Stunden täglich mit Schule verbringen.

Jochen Spengler: In Bremen, Niedersachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen hat das neue Schuljahr schon begonnen und in Sachsen und Nordrhein-Westfalen steht der Schulbeginn bevor. Anlass für uns, mit dem Vorsitzenden des Bundeselternrats zu sprechen. Das ist die überparteiliche Arbeitsgemeinschaft aller Landeselternvertretungen. Hans-Peter Vogeler ist sozusagen der oberste Vertreter der Eltern mit Schulkindern in Deutschland. Guten Morgen, Herr Vogeler.

Hans-Peter Vogeler: Guten Morgen! Ich grüße Sie.

Spengler: Nach einer aktuellen repräsentativen Umfrage ist für die meisten Eltern eine gute Bildungspolitik am wichtigsten und auch ausschlaggebend für ihre Wahlentscheidung im September. Nun melden viele Kultusminister Lehrerneueinstellungen, es werden Schulsanierungen angekündigt. Herr Vogeler, das klingt so, als seien wir auf einem guten Weg?

Vogeler: Ja. Das ist das, was Eltern ja häufig erleben, dass viel angekündigt wird, und wie es dann umgesetzt wird und ob es tatsächlich bei dem einzelnen Kind, dem eigenen Kind auch ankommt, ist dann immer ein anderes Erleben. Da sind wir mal sehr gespannt, ob es diesmal denn anders sein wird, dass aus Ankündigungen auch tatsächlich Realität wird vor Ort.

Spengler: Wo liegen derzeit aus Ihrer Sicht die größten Defizite?

Vogeler: Defizite im Schulsystem sind ein sehr, sehr weites Feld. Wir können anfangen über G8, die Umsetzung, die Überforderung von vielen Kindern in diesem System, bis hin zu einem relativ zersplitterten Schulsystem, der Wechsel, der Föderalismus im Bildungssystem. Wenn Eltern mobil sein wollen, dann steht dem häufig ja entgegen ein unterschiedliches Schulsystem in verschiedenen Bundesländern.

Spengler: Lassen wir eines herausgreifen: G8. Inzwischen wurde fast überall ja diese verkürzte Gymnasialzeit eingeführt, von neun auf acht Jahre verkürzt. Sind denn die Umstellungsprobleme inzwischen überwunden?

Vogeler: Bei Weitem nicht. Es gibt ja Länder, die kriegen ihre Doppeljahrgänge, da laufen ja noch G8 und G9 parallel. Das funktioniert in den Oberstufen ja sehr schwierig. Die werden gleichzeitig in verschiedenen Kursen unterrichtet. Und es ist eine Einführung, die relativ planlos gemacht wurde, auch etwas, was Eltern ja in ihrer Wahrnehmung prägt, wenn Politiker etwas ankündigen. Diejenigen Länder, die vorher schon 12 Jahre zum Abitur hatten und vorübergehend auf 13 Jahre hochgeschraubt hatten, die haben weniger Probleme mit der Stofffülle.

Spengler: Das sind im Wesentlichen die Länder in Ostdeutschland?

Vogeler: Genau. – Aber bei den anderen Ländern, die vorher 13 Jahre hatten und das auf 12 Jahre verkürzen, haben viele es gemacht, dass sie den gleichen Stoff in weniger Zeit gepresst haben, und das funktioniert nicht.

Spengler: Das heißt, die Entrümpelung der Lehrpläne steht immer noch aus, die ist immer noch nicht erfolgt?

Vogeler: Die ist angegangen in vielen Bundesländern, nur bis es dann an Schulen auch umgesetzt ist, das ist ja immer ein Weg. Bis der einzelne Lehrer sich dann verabschiedet hat von seinen Unterlagen, die er zehn Jahre benutzt hat, das ist noch ein Riesenschritt dann.

Spengler: Aus Ihrer Erfahrung: Würden Sie sagen, es gibt bestimmte Länder, die es besser machen als andere?

Vogeler: Mit Sicherheit, wobei da habe ich jetzt nicht die Detailinformationen aus den einzelnen Bundesländern, wo es besonders gut läuft. Da sind wir noch dabei, das zu eruieren.

Spengler: Wo läuft es denn besonders schlecht? Haben Sie die Information?

Vogeler: Aus dem eigenen Bundesland in Hamburg kann ich das berichten.

Spengler: … , dass es nicht so besonders gut läuft. – Wie groß ist denn der Druck, die Belastung für die Schüler derzeit?

Vogeler: Das ist ein zweiter Punkt. Die ist erheblich, weil sie ja bis in den Nachmittag hinein planen. Sie erwarten ja von den Kindern, dass sie in der Oberstufe auch über den Tellerrand hinausschauen, das heißt, dass sie auch außerschulische Aktivitäten haben. Aber wenn jemand bis 15:30 Uhr Unterricht hat und dann noch Hausaufgaben erledigen darf, was ja leider in vielen Fällen auch noch so ist, dann hat er eben nicht mehr Zeit, sich musikalisch, sportlich und so weiter aktiv zu beteiligen. Fragen Sie mal die jeweiligen Landesauswahlen, was für ein Problem die haben, ob es Basketball ist, ob es Fußball ist, ob es Volleyball ist, gute Sportler zu bekommen, weil die eben bis 15:30 Uhr in der Schule sind, anschließend noch Hausaufgaben machen, und dann noch zwei Stunden Leistungstraining, das fällt dann häufig unter den Tisch.

Spengler: Wie sieht es aus mit Schüleraustausch mit dem Ausland? Da hat man früher mal so ein halbes Jahr oder ein Jahr gemacht. Geht das noch?

Vogeler: Das geht noch, aber die Hürden oder die Verunsicherungen der Eltern, dies dann auch zu nutzen, sind natürlich größer geworden. Das wird sich meiner Einschätzung nach wieder glätten, wenn dann klar kommuniziert ist, wie es denn in der Realität ablaufen kann. Aber im Moment ist da natürlich in der Umstellungsphase eine Verunsicherung.
Ich würde gerne noch auf einen zweiten Aspekt bei der G8 kommen. Was werden wir denn haben? In den Doppeljahrgängen haben wir einen verstärkten Ansturm auf die Unis und auch auf Lehrstellen. Einzelne Länder haben dazu mal Anhörungen gemacht, was die Bundesländer dort geplant haben, und was stellen wir fest, dass es eben wenig Konzepte gibt, bis gar keine. Das heißt, wir laufen in eine geplante Situation, doppelt so viele Abiturienten auf den Markt zu werfen, aber haben hinsichtlich Universitätsplätzen, in dem jeweiligen Semester ein paar mehr zu schaffen, nichts getan, und der Verdrängungswettbewerb, der ja meistens dann einsetzt, von der Uni hin zu den Lehrstellen, Gymnasialschüler verdrängen Realschüler, Realschüler verdrängen Hauptschüler, auch dort gibt es mit dem Handwerk und den Handelskammern auch kaum Konzepte bis gar keine Konzepte.

Spengler: Wie viel Zeit haben wir denn noch dafür? Wann kommen die ersten Doppeljahrgänge an?

Vogeler: Wir sind ja mitten drin! Mecklenburg-Vorpommern hat sie jetzt schon hinter sich, Hamburg hat es demnächst, also wir sind ja genau in der Umbruchphase. Ich weiß jetzt nicht genau die Zahl: Nordrhein-Westfalen, also die bevölkerungsreichen Länder, kommen in drei oder zwei Jahren. Dann haben wir diesen großen Ansturm und ich meine, wenn ich doch etwas von Politik erwarte, dann ist das doch, wenn ich etwas plane, dass ich auch Maßnahmen dazu plane und nicht nur eine Idee in die Welt setze, wir wollen es kürzer machen (ist es nur ein Sparmodell?), sondern mache ich dann Konzepte, entsprechende Effekte auch aufzufangen.

Spengler: Verantwortlich sind die Kultusminister, aber Frage an Sie: Haben sie als Eltern nicht genügend gewarnt? Trifft sie eine Mitschuld?

Vogeler: Nein. Gewarnt haben wir schon. Die Frage ist ja immer, wie man gehört wird, und da sind wir bei einem Thema: Unser Erleben als Eltern ist natürlich, dass wir ein halbes Jahr vor einer Wahl immer sehr interessant sind, angehört zu werden. Aber wie ist es denn in dem ersten oder in den ersten zwei, drei Jahren nach einer Wahl? Da wäre es auch mal ein Paradigmenwechsel, wenn Politik das, was sie vor einer Wahl tut, sich mit Eltern zusammensetzen, auch Dinge zu erarbeiten – da gibt es in vielen Ländern sehr gute Beispiele -, dass man das dann auch nach der Wahl stabil weiterführt. Weil es ist doch für beide Seiten wichtig, dieses System, Bildungssystem weiterzuentwickeln, damit unsere Kinder eine sehr gute Ausbildung bekommen.

Spengler: Der Vorsitzende des Bundeselternrats, Hans-Peter Vogeler, im Deutschlandfunk.

Mehr Infromationen unter www.dradio.de

Kreidetafeln, langweilige Lehrbücher und stupides Pauken in Zeiten digitaler Medien? Das passt nicht zusammen, da sind sich die Fraunhofer-Forscher der Abteilung Kindermedien und die Vertreter des Thillm einig. Und so wurde am Montag, den 22. Juni in Ilmenau ein Kooperationsvertrag unterzeichnet, der die Weichen für gemeinsame Projekte sowie die wissenschaftliche Begleitung beim Einsatz neuer Medien in Thüringer Schulen stellen soll.
Seit September 2009 begleitet Imke Hoppe vom Fraunhofer-Institut für Digitale Medientechnologie zwei siebente Klassen am Gymnasium am Lindenberg in Ilmenau. Das besondere an diesen beiden Klassen ist, dass jeder Schüler einen Laptop sein Eigen nennt, mit dem sowohl der Unterricht als auch die Hausaufgaben und weitere Schulprojekte bestritten werden. Im Rahmen eines Forschungsprojekts, welches in Zusammenarbeit mit dem Thillm läuft, soll erforscht werden, inwieweit sich durch den Einsatz des Laptops der Unterricht verändert hat und welche Herausforderungen für Lehrer und Schüler auftreten. Die Siebtklässler des Ilmenauer Gymnasiums werden nicht die Einzigen bleiben, die in den Genuss von Laptops kommen, denn weitere Laptop-Projekte mit Thüringer Schulen sind schon geplant, so Heike Laude vom Thüringer Kultusministerium.

Ein weiteres Projekt des Thillm, welches durch Forscher des Fraunhofer IDMT begleitet wird, sind die „Interaktiven Whiteboards“. Interaktive Whiteboards sind eine Kombination aus elektronischer Tafel und Beamer. Diese können mit den Fingern und entsprechenden Stiften be-schrieben werden, außerdem können Tafelbilder digital aufgezeichnet und auf PC, Laptop oder USB-Stick gespeichert werden. In anderen Ländern längst fester Teil der Schulausstattung, halten diese Schultafeln nun auch in Deutschland Einzug. Gemeinsam mit dem Thüringer Kultusministerium startete das Thillm das Projekt Interaktive Whiteboards an Thüringer Schulen. Die Forscher der Abteilung Kindermedien begleiten dieses Projekt mit einer entsprechenden Befragung an den Schulen. Ziel ist es, gemeinsam mit dem Thillm sowie mit Lehrern und Schülern sinnvolle Szenarien für den Einsatz im Unterricht zu entwickeln sowie Impulse an die Entwicklung entsprechender Medienangebote zu geben.

Die beiden Projekte sollen nur den Beginn einer intensiven und facettenreichen Kooperation markieren. „Die Kooperation mit dem Fraunhofer IDMT ist für uns ein großer Zugewinn. Durch saubere Feldforschung werden Defizite bei der Aufbereitung von Lerninhalten aufgezeigt. Mit den Ergebnissen lässt sich eine Neugestaltung von Medien für Schüler und Materialien für den Unterricht viel leichter bewerkstelligen“, so Dr. Roberto Napierski, Bereichsleiter Neue Medien des Thillm. Ein Schritt in Richtung innovativer Unterrichtsmaterialien wird am Fraunhofer IDMT bereits gegangen. Die Forscher erarbeiten gerade eine Lektion eines digitalen Physiklehrbuchs, dessen inhaltliche Aufbereitung sich an den unterschiedlichen Nutzerbedürfnissen und Lernstrategien der Schüler orientiert. Dabei kommen verschiedene Medienformate und
-technologien zum Einsatz.

Professor Klaus P. Jantke, Leiter der Abteilung Kindermedien, freut sich über die Vertragsunterzeichnung: „Der Vertrag ist für das Fraunhofer IDMT eine ganz wichtige Sache. Wir können dadurch beispielsweise viel besser an der Entwicklung methodischer Lernszenarien für neue Medien mitwirken, Kindermedien stärker in die Vorschulen bringen und das Potential von digitalen Lernspielen intensiver für die Schulausbildung nutzen. Wichtig ist uns aber auch, dass es eine sinnvolle Verknüpfung aus bewährtem traditionellem Unterricht und neuen Methodiken gibt. Denn ein Unterricht zum Anfassen, Riechen und Schmecken ist auch durch noch so innovative Medien nicht ersetzbar.“ von Julia Edling

Mehr Inforamtionen unter idw-online.de

150.000 bei Protestdemos in ganz Deutschland erwartet – Bsirske fordert Geldspritze für Schulen, Unis und Kitas

Bereits im November 2006 demonstrierten Tausende Studenten gegen das damals neue Thüringer Hochschulgesetz in der Innenstadt von Erfurt. Mit dem Gesetz sollten unter anderem Studiengebühren eingeführt werden.
Mit einem Bildungsstreik in der kommenden Woche wollen Schüler und Studenten gemeinsam gegen Studiengebühren, Verschulung der Universitäten und die verkürzte Oberstufe protestieren. Höhepunkt sollen am nächsten Mittwoch Demonstrationen in 80 Städten sein, zu der die Organisatoren 150.000 Menschen erwarten. Darüber hinaus sind Aktionen wie Besetzungen, Blockaden und symbolische Banküberfälle geplant. Ver.di-Chef Frank Bsirske stellte sich im Namen des Deutschen Gewerkschaftsbundes hinter den Protest und nannte Veränderungen im Bildungssystem überfällig.
Schüler und Studenten kritisierten vor allem, dass Rettungspakete für das Bankensystem und die Wirtschaft geschnürt, die Bildungseinrichtungen aber mit vergleichsweise wenig zusätzlichen Investitionen abgespeist würden. Bsirske sagte, das Bildungssystem sei „chronisch unterfinanziert“ und benötige jährlich zusätzlich 30 bis 40 Milliarden Euro, die in Köpfe investiert werden müssten und nicht in Beton. Geld für Unis, Schulen und Kitas müssten Teil eines Konjunkturpakets III sein, forderte er.
Der emeritierte Professor Peter Grottian rechnete vor, dass die 10 Milliarden aus dem Konjunkturpaket II in Handwerkerrechnungen für die Sanierung von Gebäuden flössen. Die 18 Milliarden Euro aus dem Bund-Länder-Pakt für Hochschule und Forschung kämen der Exzellenzinitiative und der außeruniversitären Forschung zugute. Damit würden außerdem 275.000 neue Studienplätze finanziert, welche aber nur die große Zahl an Schülern auffängen, die nach dem „Turboabitur“ zeitgleich mit den anderen Abiturienten in die Universitäten strömten.

Abschaffung des mehrgliedrigen Schulsystems gefordert
Die Studenten forderten außerdem die Abschaffung von Bachelor- und Master-Studiengängen in der jetzigen Form. Der Hamburger Promotionsstudent Florian Wilde nannte diese vor einigen Jahren eingeführten Studiengänge ein verschultes, reglementiertes Schmalspurstudium. Er beklagte auch den zunehmenden Einfluss der Wirtschaft auf die Inhalte durch den Zwang der Unis zur Eintreibung von Drittmitteln. Grottian sprach von einer „McDonaldisierung“ der Unis.
Der Schüler Kaspar Metzkow forderte für die Schulen kleinere Klassen, eine bessere pädagogische Ausbildung der Lehrer und Lernmittelfreiheit. Zu den weiteren Forderungen gehört die Abschaffung des mehrgliedrigen Schulsystems und der Schulzeitverkürzung, die zum sogenannten G-8-Abitur nach nur acht Schuljahren am Gymnasium führt. Bereits im November vergangenen Jahres waren mehr als 100.000 Schüler für bessere Bildungsbedingungen auf die Straße gegangen. (www.epochtimes.de)

Mehr Informationen unter www.bildungsstreik2009.de

Friedrich von Schiller: Von der Schönheit zur Freiheit. Über die ästhetische Erziehung des Menschen, in einer Reihe von Briefen. Februar bis Dezember 1793, 9. Brief.

…Der Künstler ist zwar der Sohn seiner Zeit, aber schlimm für ihn, wenn er zugleich ihr Zögling oder gar noch ihr Günstling ist. Eine wohltätige Gottheit reiße den Säugling bei Zeiten von seiner Mutter Brust, nähre ihn mit der Milch eines bessern Alters und lasse ihn unter fernem griechischen Himmel zur Mündigkeit reifen. Wenn er dann Mann geworden ist, so kehre er, eine fremde Gestalt, in sein Jahrhundert zurück, aber nicht, um es mit seiner Erscheinung zu erfreuen, sondern furchtbar wie Agamemnons Sohn, um es zu reinigen. Den Stoff zwar wird er von der Gegenwart nehmen, aber die Form von einer edleren Zeit, ja, jenseits aller Zeit, von der absoluten, unwandelbaren Einheit seines Wesens entlehnen. Hier aus dem reinen Äther seiner dämonischen Natur rinnt die Quelle der Schönheit herab, unangesteckt von der Verderbnis der Geschlechter und Zeiten, welche tief unter ihr in trüben Strudeln sich wälzen. Seinen Stoff kann die Laune entehren, wie sie ihn geadelt hat, aber die keusche Form ist ihrem Wechsel entzogen. Der Römer des ersten Jahrhunderts hatte längst schon die Knie vor seinen Kaisern gebeugt, als die Bildsäulen noch aufrecht standen; die Tempel blieben dem Auge heilig, als die Götter längst zum Gelächter dienten, und die Schandtaten eines Nero und Commodus beschämte der edle Stil des Gebäudes, das seine Hülle dazu gab. Die Menschheit hat ihre Würde verloren, aber die Kunst hat sie gerettet und aufbewahrt in bedeutenden Steinen; die Wahrheit lebt in der Täuschung fort, und aus dem Nachbild wird das Urbild wieder hergestellt werden. So wie die edle Kunst die edle Natur überlebte, so schreitet sie derselben auch in der Begeisterung, bildend und erweckend, voran. Ehe noch die Wahrheit ihr siegendes Licht in die Tiefen der Herzen sendet, fängt die Dichtungskraft ihre Strahlen auf, und die Gipfel der Menschheit werden glänzen, wenn noch feuchte Nacht in den Tälern liegt…