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Wenn etablierte soziokulturelle Zentren ihre Räumlichkeiten verlassen, dann wandern sie oft in Brachen zur kulturellen Zwischennutzung. Der bis dato ungenutzte Ort birgt räumliche und gedankliche Freiheiten, die immer mehr Kultureinrichtungen anziehen – dauerhaft oder auch temporär.

Soziokulturelle Arbeit hat in leer stehenden Fabrikhallen und Industriebrachen begonnen. Aus Mangel an Räumen nahmen die Kulturarbeiter mittels Konzerten, Theateraufführungen und Ausstellungen ehemalige Bürokomplexe und Orte der industriellen Fertigung für ihre Projekte in Besitz – manche blieben und bauten die Räume als Kulturstandort aus, manche nutzten die Möglichkeiten des temporären Experimentierfeldes und zogen anschließend weiter. Es entwickelten sich die großen heute zum Teil institutionell geförderten soziokulturellen Zentren und daneben Initiativen und Projektgruppen frei von Förderungen aus öffentlicher Hand.

Wenn heute Kulturanbieter in ehemalige Industrieanlagen gehen, dann seltener aus Mangel an Räumen, diese sind in Mitteldeutschland im Übermaß vorhanden. Vielmehr paaren sich hier finanzielle Not und die Suche nach neuen, ungenutzten Potentialen. Das Unterhalten und Bewirtschaften fester Kulturorte wird stets preisintensiver, während durch Abwanderung, demografischen Wandel und Verschiebung der wirtschaftlichen Schwerpunkte immer mehr Relikte der Industriegesellschaft in einen Dornröschenschlaf verfallen. In Thüringen sind nicht goldschwere Kulturprinzen diejenigen, die die zu meist backsteinernen Prinzessinnen wach küssen, sondern beispielsweise Kulturarbeiter der soziokulturellen Zentren E-Werk in Weimar, Kunsthaus Erfurt und Alte Papierfabrik Greiz.

Das E-Werk in Weimar ist Vereinsdach verschiedener Künstler, Kulturschaffender und Institutionen aus Weimar und Jena, die sich zusammengeschlossen haben, um das Gelände der ehemaligen Elektrizitätswerke Weimar als vielfältige Kulturinsel zu etablieren.
Im Verbund mit dem Deutschen Nationaltheater, der Ateliergemeinschaft E-Werk und der Klassik-Stiftung Weimarer bemüht sich der Verein um eine junge, internationale und spannungsreiche Ausrichtung der Kulturangebote in Weimar. In den ehemaligen Fertigungs- und Lagerhallen wird die Luft durch internationale Ausstellungsprojekte, multimediale Theaterinszenierungen und interkulturelle Symposien elektrisiert.
Der Verein e-werk e. V. bewirtschaftet heute das Industriegelände und macht so erst die kulturelle Nutzung möglich. Neben Wohn- und Projekträumen hat das Lichthaus-Kino im morbiden Ambiente Platz genommen, das Deutsche Nationaltheater eine zweite Spielstätte im Kesselsaal geschaffen und das internationale Filmfestival Backup ein zu Hause gefunden.

Im Ehemaligen Innenministerium in Erfurt hingegen wurde die Regentschaft des Landes nach langer Pause durch die zeitgenössische Kunst übernommen. Den Anfang machte ZK – Zeitgenössische Kunst // Erfurt-Berlin in Zusammenarbeit mit dem Kunsthaus Erfurt mit der Kunstlawine – ein temporäres und wachsendes Ausstellungsprojekt mit ungewissem Ausgang.
Was als Experiment mit 10 Künstlern aus Erfurt, Weimar und Umgebung begann, wuchs innerhalb von vier Wochen auf mehr als 40 Künstler in 10 Räumen an. Wie ein gedeihender Organismus wuchs die Anzahl der Künstler, aber auch die Ausstellung und die Brache entwickelten sich schmetterlingsgleich. Der künstlerische Prozess wurde hier Teil der Ausstellungskonzeption, wurde Sinnbild für Kreativität, Netzwerkbildung und Entwicklung. Gleichzeitig wurde ein hervorragendes künstlerisches Soziogramm der Freien Kunst- und Kulturszene Thüringens gezeigt. Einmal die Woche konnten Interessierte sich ihr eigenes Bild von dem komplexen Prozess der Kunstlawine machen. Bei Musik von befreundeten Bands und DJ-Teams und geführten Rundgängen durch die Ausstellung und (noch) nicht genutzten Räume des wiederbelebten Ortes kamen Macher und Nutzer zusammen und die Grenze zwischen Produzent und Rezipient verwischte.
Dass brachliegende Immobilien beispielsweise durch kulturelle Nutzung wieder lebendig werden – dafür ist die Kunstlawine ein Paradebeispiel. Der Besitzer stellt sie seither bis zur Sanierung und wirtschaftlichen Nutzung Freien Kunst- und Kulturarbeitern zur Verfügung. So werden zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen: Einerseits wird die Immobilie in Stand genutzt, belebt und profiliert, andererseits haben Kulturarbeiter die Möglichkeit neue Formate auszutesten, zu probieren, zu erforschen. Es folgte ein Streetart-Ausstellung- ebenfalls ein Projekt des Kunsthaus Erfurt, der Christopher Street Day, weitere Ausstellungsprojekte und das erste Atelier ist auch bereits bezogen… to be continued.

Ganz anders in der ehemalige Papierfabrik in Greiz. Sie wurde durch eine Hand voll junger Königskinder aus dem kulturell ausgedünnten Greiz entdeckt und zum Kulturort auserkoren.
Vor mehr als 6 Jahren fanden sie sich zusammen, um dem alten Gemäuer mit Ausstellungen, Konzerten und Workshops zu neuer Blüte zu verhelfen.
Seit dem werkeln sie jeden Samstag in der Pappe – wie sie ihren Ort liebevoll nennen – und setzen mit den eigenen Händen und aus eigener Kraft die Immobilie wieder in Stand, um Stück für Stück die Möglichkeiten für freie Kulturarbeit auch im ländlichen Raum und vor allem für Jugendliche zu erweitern. Es sollen jungen Künstlern Raum zum Malen, Zeichnen, Bauen, Musizieren, Fotografieren, Romane Schreiben oder einfach nur nett nebeneinander sitzen geschaffen und die Kulturproduktion angeregt werden. Bei Konzerten und Ausstellungsprojekten werden die Früchte der Arbeit dem Publikum zugänglich gemacht. Überhaupt ist den Kulturarbeitern die Beziehung zu den Einwohnern der Stadt sehr wichtig. Jeder Greizer kennt jemanden, der früher in der Papierfabrik gearbeitet und gelebt hat und so soll es auch wieder werden: ein richtiger Ort zum Arbeiten und Leben!

E-Werk www.ewerkweimar.de
backup_festival www.backup-festival.de
Kunsthaus Erfurt www.kunsthaus-erfurt.de
Alte Papierfabrik Greiz www.altepapierfabrik-greiz.de

Maxi Kretzschmar in Informationsdienst Soziokultur 3/2009, Nr. 77, Aus den Ländern

Erste Leipziger Schulabsolventenstudie veröffentlicht

Einer kürzlich von der Stadt Leipzig veröffentlichten Schulabsolventenstudie zufolge ist bei den Schulabgängern ein positiver Trend erkennbar: Der Großteil der Mittelschulabsolventen geht in eine Berufsausbildung über und bleibt zu 96 Prozent dabei. Mädchen wie Jungen unterscheiden sich in ihren Bildungswegen nur geringfügig. Aufgrund der ausreichenden Angebote vor Ort sind kaum Jugendliche aus Leipzig abgewandert. Die konkreten Ergebnisse dieser Studie lesen Sie hier.

Befragte Jugendliche
Von den knapp 1.200 Schülerinnen und Schülern, die an der Basisbefragung teilnahmen, erklärten sich mehr als 800 bereit, weiter an der Studie teilzunehmen. Im Herbst 2007 konnten mehr als 600, und im Herbst 2008 mehr als 500 Jugendliche erreicht werden. Unter den Befragten sind etwas mehr Mädchen als Jungen vertreten. Elf Prozent besitzen einen Migrationshintergrund. 19 Prozent sind Absolventen eines Hauptschul-, und 81 Prozent eines Realschulganges.

Platzierungen im November 2008
Bis zum November 2008 haben 73 Prozent der Leipziger Mittelschulabsolventen eine Ausbildung aufgenommen. Das entspricht noch einmal einem Anstieg von 16 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Dabei haben vor allem die ehemaligen Hauptschüler aufgeholt. 80 Prozent von ihnen sind nun in einer Berufsausbildung. Bei den ehemaligen Realschülern sind es 71 Prozent. Sie setzen stärker auf einen weiteren Schulbesuch. 23 Prozent der Absolventen der Realschulzüge gehen weiter zur Schule, um Abschlüsse zu verbessern und sich möglichst den Zugang zu Fachhoch- und Hochschulen zu sichern.
Junge Menschen mit Migrationshintergrund setzen auch verstärkt auf diesen Weg. 28 Prozent von ihnen gehen weiter zur Schule, und 66 Prozent sind bereits in einer Ausbildung. Die Berufsvorbereitung spielt im zweiten Jahr nach dem Verlassen der Schule für die Jugendlichen kaum noch eine Rolle. Nur zwei Prozent besuchten im Herbst 2008 eine solche Maßnahme. Insgesamt sind unter den Leipziger Mittelschulabsolventen drei Prozent unversorgt. Allerdings trifft es hier die ehemaligen Hauptschüler mit sieben Prozent deutlich häufiger als Jugendliche mit Realschulbildung.

Bildungs- und Ausbildungsverläufe seit Beendigung der Schule 2007
Weil die Studie immer wieder dieselben Jugendlichen befragt, können Aussagen zu individuellen Verläufen getroffen werden. Mit Blick auf die wichtigsten vier Stationen der Jugendlichen (weiterer Schulbesuch, Ausbildung, Berufsvorbereitung, ohne Ausbildung/Arbeit) ergibt sich folgendes Bild: Die Entscheidung, weiter zur Schule zu gehen, erweist sich als längerfristige Strategie. So sind gut zwei Drittel derer, die 2007 weiter die Schule besuchten, noch immer an einer Schule. Das nächste Interview mit diesen Jugendlichen am Ende dieses Jahres wird über den Erfolg dieses Weges Auskunft geben.
Die höchste Kontinuität weist der Weg in eine Ausbildung auf. 96 Prozent derer, die im Herbst 2007 eine Ausbildung aufgenommen haben, sind ein Jahr später immer noch in Ausbildung. Das bedeutet: Wer den Weg in eine Ausbildung geschafft hat, bleibt fast immer dabei.
Der Zwischenschritt des Besuchs einer berufsvorbereitenden Maßnahme hatte für 74 Prozent den gewünschten Effekt. Sie haben 2008 eine Ausbildung aufnehmen können. Nur neun Prozent besuchen ein weiteres Angebot der Berufsvorbereitung.
Sowohl im Herbst 2007 als auch 2008 bleiben insgesamt drei Prozent der Jugendlichen unversorgt. Jeder Fünfte davon war dabei über die gesamte Zeit unversorgt, während es zwei Drittel der 2007 Unversorgten schafften, bis 2008 eine Ausbildung aufzunehmen.

Die erlernten Berufe
Hinsichtlich der großen Anzahl der Mittelschulabsolventen, die sich bereits in einer Berufsausbildung befinden, stellt sich die Frage nach den Berufen, die sie erlernen. Damit verbinden sich ebenfalls die Aussichten der Jugendlichen, sich nach einer erfolgreichen Beendigung auf dem regionalen Arbeitsmarkt zu platzieren. Über die Hälfte aller Befragten nahm eine Berufsausbildung in ihrem Wunschberuf auf. Insbesondere die Absolventen der Hauptschulzüge mussten ihre Wünsche häufiger revidieren und auf andere Ausbildungen umsatteln.
Deutlich wird weiterhin, dass das Spektrum der gewählten Ausbildungsberufe für Realschüler größer ist, als das für Hauptschüler. Über ein Drittel der Hauptschülerinnen in einer Ausbildung konzentriert sich auf drei Berufe. Auch münden Jugendliche mit Realschulabschluss in Ausbildungsberufe mit höheren Qualifikationsanforderungen. Die männlichen Realschüler erlernen zum Beispiel technisch ausgerichtete Berufe wie Kfz-Mechatroniker, Anlagenmechaniker oder Elektroniker. Bei den Hauptschülern sind es Berufe wie Fachlagerist, Tischler oder Maler und Lackierer. Nach wie vor sind die gewählten Ausbildungsberufe – unabhängig vom Schulabschluss – stark geschlechtsspezifisch geprägt.
Für die Weiterführung der Studie werden folgende Fragen in den Mittelpunkt rücken: Gelingt es den Jugendlichen, ihre Bildungs- und Ausbildungswege erfolgreich fortzuführen? Werden über den weiteren Schulbesuch Zugangschancen zu Fachhochschulen und Hochschulen eröffnet? Gelingt den unversorgten Jugendlichen der Einstieg in das Ausbildungssystem? Wie meistern die Jugendlichen nach dem erfolgreichen Ausbildungsabschluss den Übergang in die Erwerbsarbeit? von Yvonne Strankmüller

Mehr Informationen unter www.kreuzer-leipzig.de

Freelancecamp Leipzig-Bremen-Nürnberg

Dass die Kreativwirtschaft der Wirtschaftszweig mit dem höchsten Entwicklungspotential der letzten Jahre ist, dürfte sich bereits rumgesprochen haben. Allerdings bleibt die Anerkennung dieses Wirtschaftszweigs noch aus. Das Freelancecamp will daran arbeiten und neben Netzwerkarbeit auch kulturwirtschaftspolitisch agieren.

21. bis 26. September 2009: Workshop LiebHBeN: in Bremen, Leipzig und Nürnberg
17./18. Oktober 2009: FreelanceCamp
Mehr Informationen unter freelancecamp.mixxt.de

Das internationale Festival für Theateregie hat seinen Ursprung in Italien. Es stellt einen Beitrag zum interkulturellen Austausch zwischen Theatern, Regisseuren und darstellenden Künstlern dar.
Noch bis zum 31. Juli kann man sich zum 4. Internationalen Festival für Theaterregie anmelden. Das Besondere: Jeder Teilnehmer inszeniert den selben Text und das Stück darf nicht länger als 18 Minuten sein. Bearbeitungszeit: 3 Monate. Die Vorrunden finden im Herbst in Hamburg, Trier und Leipzig statt. Von der Jury Auserwählte fliegen dann im Dezember zum Finale nach Trient in Italien.

Bewerbungsschluss: 31. Juli 2009
Mehr Informationen unter www.regiefestival.de

Eine aktuelle Umfrage

In fast allen westlichen Bundesländern ist Bewegung in die Schulstrukturdebatte gekommen. Bei den bereits vereinbarten Reformen in den nördlichen Ländern zeichnet sich ein Trend zu mehr Integration und zu zweigliedrigen Systemen bei Erhalt des Gymnasiums ab. In den südlichen Ländern wird eine engere Zusammenarbeit von Haupt- und Realschule diskutiert. In den neuen Ländern bestehen bereits zweigliedrige Schulsysteme. Eine Umfrage des dpa-Dossiers Kulturpolitik gibt einen Überblick über den aktuellen Stand der Veränderungen und Debatten: (…)

BERLIN: Der Senat aus SPD und Linke hat am 14. Juli die geplante Schulstrukturreform beschlossen. Danach werden zum Schuljahr 2010/11 Haupt-, Real- und Gesamtschulen abgeschafft. Grundschüler wechseln nach der 6. Klasse dann entweder auf das Gymnasium oder die neue Sekundarschule. Beide Schularten sollen alle Abschlüsse ermöglichen, einschließlich des Abiturs – das Gymnasium nach 12 Jahren, die Sekundarschule nach 12 oder 13 Jahren. Sekundarschulen sollen besser mit nal ausgestattet werden, flächendeckend ganztags laufen und zusätzliche praxisorientierte Lernangebote bieten. Parallel läuft das Pilotprojekt Gemeinschaftsschule weiter. In 16 Schulen wird erprobt, Schüler vom 1. bis 10. Schuljahr zusammen zu unterrichten.

BRANDENBURG: Nach Abschluss der Schulstrukturreform besteht seit dem Schuljahr 2005/06 im Prinzip ein zweigliedriges Schulsystem. An die sechsjährige Grundschule schließen sich Gymnasium oder Oberschule an. Die Oberschule ist als Schulform – bedingt durch dramatisch sinkende Schülerzahlen – aus der Verschmelzung von Realschule und Gesamtschule ohne gymnasiale Oberstufe hervorgegangen. Dazu kommen heute noch vereinzelt Gesamtschulen mit gymnasialer Oberstufe, die das Abitur nach 13 Jahren anbieten. Seit 2007 gilt ansonsten die Verkürzung der Schulzeit bis zum Abitur von 13 auf 12 Jahre. (…)

MECKLENBURG-VORPOMMERN: Das Land hat seit seiner Gründung 1990 das Schulsystem immer wieder umgebaut. Einzige Konstante waren bislang die sinkenden Schülerzahlen. 1993/94 besuchten über 298 000 Kinder und Jugendliche die allgemeinbildenden Schulen, jetzt sind es nur noch 128 000. Jahr für Jahr mussten Schulen geschlossen werden. Im Jahr 2006 kam das Ende des dreigliedrigen Schulsystems. Nach der vierjährigen Grundschule folgt seitdem eine zweijährige Orientierungsstufe an der Regionalschule. Wer das Abitur machen will, muss nach der sechsten Klasse auf ein Gymnasium oder eine Gesamtschule wechseln. (…)

SACHSEN: Das neue Bundesland sieht derzeit keinen Reformbedarf. „Wir stehen da, wo andere noch hinwollen“, sagt Kultusminister Roland Wöller (CDU). Die Bildungsforscher würden als Modell der Zukunft ein zweigliedriges Schulsystem favorisieren, so wie es Sachsen von Anfang an gemacht habe. „Insofern besteht in Sachsen kein struktureller Handlungsbedarf.“ Dies sei für alle Akteure – Lehrer, Eltern und Schüler – ein großes Plus in Bezug auf Planungssicherheit. In Sachsen folgt nach der vierten Grundschulklasse die Mittelschule oder das Gymnasium. Die Mittelschule bietet nach der 9. Klasse den Hauptschul- und nach der 10. Klasse den Realschulabschluss an; von Klasse sieben an erhalten die Schüler differenzierten Unterricht.

SACHSEN-ANHALT: In dem dortigen zweigliedrigen System kommt nach der vierten Klasse das Gymnasium oder die Sekundarschule, an der mit der siebten Klasse die Aufteilung in Haupt- und Realschulklassen erfolgt. Seit zwei Jahren berät ein Bildungskonvent über mögliche Reformen des Bildungssystems. Strukturreformen gelten in dem Gremium als heißes Eisen, Vorschläge liegen noch nicht vor. Die SPD und Gewerkschaften plädieren für ein längeres gemeinsames Lernen, der Koalitionspartner CDU ist strikt dagegen. Kultusminister Jan-Hendrik Olbertz (parteilos) warnte jüngst davor, das Thema zu sehr parteipolitisch zu überfrachten. Dem Konvent gehören zum Beispiel Wissenschaftler, Kirchenvertreter, Politiker und Praktiker aus den Schulen an. (…)

THÜRINGEN: Auch mit Blick auf die Landtagswahl Ende August schwelt der Streit um ein längeres gemeinsames Lernen. Bereits seit Jahren machen sich SPD, Linke und Grüne für ein gemeinsames Lernen bis Klasse 8 stark. Sie sind gegen eine frühe „Aussortierung“. Die CDU will weiter die 1990 vom Landtag beschlossene Regelung. Danach wird nach Klasse 5 in Gymnasium und Regelschule getrennt. Die Regelschule vereint in Thüringen Real- und Hauptschule mit verschiedenen Stufen gemeinsamen Lernens und der Förderung von begabten Schülern und Schülern mit Lernschwierigkeiten, die zum Beispiel in ihren praktischen Begabungen gefördert werden können.

Mehr Informationen unter bildungsklick.de

In Halle entsteht ein Existenzgründerzentrum für die Kunst- und Kreativszene. Das “ Design-HausHalle “ ist eine Initiative der Hochschule für Kunst und Design Burg Giebichenstein und soll im Frühjahr 2010 eröffnet werden, teilte eine Hochschulsprecherin mit. Es werden kreative Existenzgründer aus dem In- und Ausland gesucht, die sich selbstständig machen wollen. Avisiert werden etwa Designer, Innenarchitekten, Fotografen und Modeschöpfer, aber auch Architekten, Städteplaner, Filmemacher oder PR- und Journalistenbüros.

Volksstimme, 23. Juli 2009

Das Projekt „fokus 2009“ baut von Juli bis Dezember 2009 ein Netzwerk für deutsch-polnische Jugendkultur auf. Ziel ist es, gemeinsam das „fokusfestival“ in Görlitz zu gestalten. Darüber hinaus thematisiert das Projekt „Jugendkultur“ durch eine Themenwoche mit verschiedenen Veranstaltungen (Filmvorführungen, Ausstellungen, Lesungen, Theateraufführungen, Konzerten etc.) und Diskussionsrunden. Schwerpunkt bleibt die Jugendkultur HipHop, der mit Musik von Feindrehstar, Flowin Immo …, dem Secret Wars der Cromatics, dem Graffiti-Meeting und einem Breakdancebattke ala battle of the east gefröhnt wird.

Alter Schlachthof Görlitz, Cottbuser Straße, 02826 Görlitz
11. bis 13. September 2009, ganztags
Mehr Informationen unter www.fokusfestival.de

Das kleine Städtchen Meerane in Sachsen wird dieses Jahr Farben geflasht – Dank (inter-) nationaler Heads aus der Streetart- und Graffitiszene und der Industriebrachenumgestaltung Meerane, kurz IBUG!
Die IBUG ist diesen Sommer im vierten Jahr für urbane Künstler Farbspielplatz und Familentreffen. Während der Kreativphase gestalten sie den ehemaligen VEB Leuchtenbau Meerane, am Wochenende 28. bis 30. August 2009 wird das Ganze für das Publikum geöffnet und am Samstag wird gefeiert.
In einer Galerie werden die Werke, Bücher, Shirts, Buttons … aller IBUG-Künstler zum Verkauf angeboten.

Ehemaliger VEB Leuchtenbau, Poststraße 58, 08393 Meerane (Sachsen)
28. August 2009, 14.00 Uhr, Vernissage mit Kaffee und Kuchen
29. und 30. August 2009, 10.00 Uhr bis 20.00 Uhr, am 29. August 2009 wird ab 21.00 Uhr gefeiert
Mehr Informationen unter www.ibug-art.de

Mit undjetzt?! öffnet eine Gruppe junger Freiwilliger das Forum für internationale Freiwillige und ihre Erfahrungen. Titel der Rückkehrerkonferenz ist zugleich Programm: „und jetzt?!“ 5 Tage Austausch, Begegnung und Projekte mit bis zu 250 TeilnehmerInnen, die sich entwicklungspolitisch und zivilgesellschaftlich engagieren, 40 WorkshopleiterInnen, die ihre Expertise an junge Leute weitergeben möchten, 10 VortragsrednerInnen,…

3. bis 8. August in Potsdam
Mwhe Informationen unter www.undjetzt-konferenz.de

Sachsen hat ein Problem. Und nicht nur Sachsen hat es: Die Schülerzahlen schmelzen. Lehrer wurden in den letzten Jahren kaum noch eingestellt. Doch jetzt droht dem Freistaat noch stärker als anderen Bundesländern ein nahender Lehrermangel.

Bis 2020 werden in Sachsen 15.000 Lehrer altersbedingt aus dem Schuldienst ausscheiden. „Unter Berücksichtigung der weiteren demografischen Entwicklung brauchen wir deshalb von 2012 bis 2020 etwa sieben- bis neuntausend neue Lehrer“, rechnet Sachsens Kultusminister Roland Wöller vor. Dies würde bedeuten, dass jährlich etwa 700 Lehrer – ansteigend auf rund 1.500 – jährlich eingestellt werden müssen.
Aber wirklich anfangen kann Sachsen, wie es aussieht, damit noch nicht. Denn – so der Minister – Sachsen habe derzeit immer noch zu viele Lehrer. „Wir können dennoch nicht die Hände in den Schoß legen, sondern müssen bereits jetzt mit ersten Schritten auf den steigenden Lehrerbedarf in vier bis fünf Jahren reagieren. Das darf uns nicht überraschend und unvorbereitet treffen“, betonte er. Sein Appell an Gymnasiasten lautet deshalb: Wer sich jetzt für ein Lehramtsstudium für Grund-, Mittel- und Förderschule in Sachsen entscheidet, hat in wenigen Jahren gute Chancen, hier auch einen Job zu bekommen“.
Im kommenden Jahr soll erstmals die Zahl der Referendarstellen im Freistaat erhöht werden. In diesem Schuljahr bietet Sachsen 348 Ausbildungsstellen, im nächsten Jahr sollen es 679 sein. „Wir verdoppelten die Stellen – sind uns aber im Klaren darüber, dass dies immer noch nicht für alle Bewerber reicht“, betonte Wöller. Auch in den folgenden zwei bis vier Jahren seien noch Zulassungsbeschränkungen notwendig. „Was wir jetzt tun, sind erste Maßnahmen, um dem künftig steigenden Bedarf Rechnung zu tragen.“
Und man stelle auch nicht für alle Schularten gleichermaßen ein.
„Bei der Lehrerausbildung müssen wir uns mehr als bisher am Bedarf in den einzelnen Schularten orientieren“, erklärte Roland Wöller gestern den Richtungswechsel. „Wir brauchen ab 2012 vor allem Grund-, Mittel- und Förderschullehrer.“
Im Widerspruch dazu stehe freilich das jetzige Wahlverhalten der Studenten. Von den rund 6.800 Lehramtsstudenten im Freistaat hätten sich weit mehr als die Hälfte für das Gymnasium entschieden.
„Da wollen wir lenkend eingreifen“, kündigte Wöller an und versprach für mindestens 50 Prozent der Referendare von Grund-, Mittel- und Förderschulen eine Übernahmegarantie in den öffentlichen Schuldienst. Die Regelung soll ab 2012 greifen. Betroffen wären davon bis zu 300 Referendare. Sie seien ein Teil der dann stattfindenden Einstellungen. Die konkrete Einstellungszahl pro Jahr werde jeweils im Rahmen der Haushaltsverhandlungen festgelegt.
Das klingt dann – wieder einmal – sehr technisch. Ganz so als wären Lehrer einfach nur Facharbeiter, die die sächsische Bildungsproduktion abzusichern hätten. Verständlich, dass Eva Maria Stange, die als Wissenschaftsministerin zuständig ist für die Lehrerausbildung, sich sofort zu Wort meldete.
„Der Lehrer darf nicht länger als Buhmann der Nation herhalten müssen“, teilte sie per Pressemittelung mit. „Nur wenn die Lehrerschelte am Stammtisch eingestellt wird und der Lehrerberuf in der Gesellschaft wieder eine höhere Wertschätzung erhält, wird es uns auch tatsächlich gelingen wieder mehr junge Leute als Lehrer für die Grund-, Mittel- und Förderschulen zu gewinnen.“
Sachsens Hochschulen hätten die Zeichen der Zeit bereits erkannt. Auf Grund des erhöhten Lehrerbedarfs werde die Lehrerausbildung an der TU Dresden, der Universität Leipzig und an den beiden Musikhochschulen in den kommenden Jahren weiter ausgebaut. Mit zusätzlichen Mitteln aus dem Hochschulpakt würde die Lehramtsausbildung bereits seit 2007 verstärkt.
Denn Sachsen hat das Problem der überalterten Lehrerschaft nicht allein. Es betrifft mittlerweile sämtliche Bundesländer, die sich allesamt keine Mühe gegeben haben, den so wichtigen Lehrerberuf attraktiv zu machen. Der PISA-Primus Sachsen verliert den jungen Lehrernachwuchs. Manches Bundesland hat schon längst funktionierende Abwerbeprogramme.
Da kann es passieren, dass die zögerlichen Neueinstellungen der nächsten Jahre sich tatsächlich einmal in einem echten sächsischen Lehrermangel auswirken. Dann geht es nicht mehr um „Bedarfssicherung“, sondern um das Stopfen von Löchern.
Wo der Hase im Pfeffer liegt, das benennt noch wesentlich deutlicher Astrid Günther-Schmidt, bildungspolitische Sprecherin der Fraktion Bündnis 90/Die Grünen im Landtag: „Mit der Einstellungsgarantie für Mittelschul-Referendare eröffnet der Minister einen Saurierpark. Kulturminister Wöller sollte sich jedoch Gedanken machen, warum zwei Drittel der Lehramtsanwärter, aber auch Eltern und Schüler nach Möglichkeit die Mittelschule meiden. Er irrt, wenn er glaubt, das gegliederte Schulsystem hätte sich bewährt. Der Trend geht unaufhaltsam in Richtung Gemeinschaftsschule mit längerem gemeinsamem Lernen. Zielführender ist daher ein Umsteuern hin zu moderner, schulartübergreifender Lehrerausbildung.“
Denn den Bedarf für ein bildungspolitisches Auslaufmodell zu sichern, zeugt ja nicht gerade von kluger Zukunftsplanung.
“Bemerkenswert ist die Klage von Kultusminister Wöller, die Lehrerausbildung habe derzeit keine Priorität an den Universitäten und sei nur das fünfte Rad am Wagen. Welche Bedeutung sollte die Lehrerausbildung derzeit auch haben, wenn kaum Referendare eingestellt werden?“, so Günther-Schmidt. “Wenn Wöller darauf verweist, dass Sachsen noch zu viele Lehrer habe, frage ich mich, warum er nicht in der Lage ist, endlich einmal ein Schuljahr ohne planmäßigen und außerplanmäßigen Unterrichtsausfall abzuschließen bzw. zu planen.“ Von
Ralf Julke

LIZ, 17. Juli 2009