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Die frühkindliche Bildung, Betreuung und Erziehung (FBBE) hat einen zentralen Stellenwert für gerechtere Bildungs- und Entwicklungschancen von Kindern. Haben alle Kinder in Deutschland Zugang zu quantitativ ausreichenden und qualitativ hochwertigen Angeboten der FBBE? Der Ländermonitor bietet Daten und Fakten zu Kindertageseinrichtungen und Kindertagespflege in einem oder mehreren Bundesländern sowie in Deutschland insgesamt. Diese Informationen können von Politik und (Fach-)Öffentlichkeit für faktenbasierte Diskussionen und politische Entscheidungsprozesse zu den politischen Handlungsfeldern Teilhabe sichern, Investitionen wirkungsvoll einsetzen und Bildung fördern – Qualität sichern genutzt werden.

Mehr Informationen unter www.laendermonitor.de

„Mit Enttäuschung haben wir zu Kenntnis genommen, dass der Freistaat in der Soziokultur offensichtlich keinen Bildungsauftrag erkennt und die vom Stadtrat beschlossene Maßnahmeliste zum Konjunkturpaket II aus formalen Gründen in Teilen ablehnt“ erklärt Gerhard Pötzsch, kulturpolitischer Sprecher der SPD-Fraktion.
Sowohl die Investitionen innerhalb des Konjunkturpakets II, die Leipzig im Anker, im Theatrium, im Conne Island und im Werk II anstoßen wollte, wurden vom Freistaat nicht abgesegnet. Der sah – und da hat Leipzig ja nach eigener Aussage ebenfalls einen Millionenstau – Bildungsinvestitionen zuallererst tatsächlich in Schulen und Kindertagesstätten. Der nächste Schritt in die Soziokultur war auf dieser Ebene noch nicht angedacht.
Auch wenn sie – wie Gerhard Pötzsch erklärt – eine unverzichtbare Bildungsarbeit mit Kindern und Jugendlichen leisten. „Leider sieht das der zuständige Kultusminister Wöller anders.“
„Sollte der Freistaat nicht noch einen Erkenntnisgewinn erzielen und sollte eine Einordnung bei den sonstigen Infrastrukturmaßnahmen nicht möglich sein, wird sich die SPD-Fraktion dafür einsetzen, dass die Sanierung soziokultureller Zentren im kommenden Jahr mit höchster Priorität im städtischen Haushalt eingeordnet wird“, erklärt Pötzsch stellvertretend für seine Fraktion. „Zu prüfen ist, ob notwendige Planungsmittel bereits dieses Jahr zur Verfügung gestellt werden können, damit die Renovierungsarbeiten 2010 rasch beginnen können.“ von Gerhard Poetzsch

L-IZ, 26. Juni 2009

Absolventen protestieren nach Zeugnisausgabe

Es war gut gemeint. Doch der Wind spielte nicht so richtig mit und pustete einige Teelichter gleich wieder aus. Das wiederum verstanden einige der jungen Gymnasiallehrer durchaus symbolisch. Mit ihrer Aktion „Der Glanz der sächsischen Bildung erlischt mit dem Weggang der Leuchten“ wollten die Absolventen, die gestern nach dem 2. Staatsexamen ihre Zeugnisse erhielten, auf ihre Situation aufmerksam machen. Denn von mehr als 300 können laut Tarifvertrag höchstens 50 in Sachsen bleiben. Wenn überhaupt. „Sachsen blutet aus – das betrifft auch junge Lehrer“, erklärt Anja Gimpel. Deshalb waren alle Referendare, die gestern ein Zeugnis ausgehändigt bekamen, aufgerufen, vor dem Sportgymnasium eine Kerze anzuzünden. Die Idee: Jeder, der Sachsen verlässt, bläst im Anschluss seine Kerze aus. Auf diese Art sollte das Ausmaß der Lehrerabwanderung sichtbar werden. Der Wind vereitelte die Pläne zwar, am Problem änderte das aber nichts.
„Wir brennen doch für die Bildung“, sagte Frank Irmler, der eine eindrucksvolle Rede hielt. „Es ist aber furchtbar, dass wir derzeit im Ungewissen gelassen werden. Statt klare Äußerungen zu machen, ob Übernahme ja oder nein, wird man vertröstet.“ Bis Ende Juli wahrscheinlich. Dabei wussten aus der Praxis doch alle, dass Sachsens Schulen dringend Bedarf an qualifiziertem Nachwuchs haben. Viele Absolventen meinen, dass es nicht nachzuvollziehen sei, warum der Freistaat seiner Einstellungspolitik festhält, und ein juristisch fragwürdiges Vergabesystem praktiziert, welches über 50 Einstellungen für gesamt Sachsen nicht hinausgeht. Die Beschränkungen gelten auch für Fächer, die wegen Lehrermangels zurzeit bloß mit der Hälfte der vorgesehenen Stunden unterrichtet werden können. „Dies führt dazu, dass viele von uns dem Freistaat den Rücken zuwenden und besser bezahlte Stellen in anderen Bundesländern annehmen müssen“, so Gimpel. Selbst junge Pädagogen mit sehr guten Notendurchschnitt werden nicht in Sachsen gehalten. „Uns wird immer gesagt, Leistung zählt“, so Irmler. „Doch die Leistungsspitze lässt man ziehen.“ Viele machen sich keine Sorgen, in einem anderen Bundesland eine Lehrerstelle zu bekommen. Denn Mangel herrscht überall. „Und der Ruf der sächsischen Ausbildung ist exzellent.“ von Mathias Orbeck

LVZ, 25. Juni 2009

Herbert Kresse holt ADS übern See hierher und sorgt mit Fischbrötchen, handfester Seemannsmusik und ’ner Menge Ostfriesenwitzen wie immer auch für gute Stimmung.
ADS – das sind Annett Schneider (Textildesignerin) und Dajana Jödicke (Modesignerin). Zusammen präsentieren und verkaufen sie unter dem Label ADS in gemeinsamen Projekten entstandene Produkte sowie eigene Arbeiten. Schlichter zeitloser Chic, ohne Schnickschnack und frei vom Trend, sind diese Einzelstücke mit innovativen Details, das absolute Muss für einen guten Stil!

27. und 28. Juni 2009, 12 bis 20.00 Uhr, Herbert Kresse, Mendelssohnstraße 6, Leipzig
Mehr Informationen unter www.herbertkresse.de

Kreidetafeln, langweilige Lehrbücher und stupides Pauken in Zeiten digitaler Medien? Das passt nicht zusammen, da sind sich die Fraunhofer-Forscher der Abteilung Kindermedien und die Vertreter des Thillm einig. Und so wurde am Montag, den 22. Juni in Ilmenau ein Kooperationsvertrag unterzeichnet, der die Weichen für gemeinsame Projekte sowie die wissenschaftliche Begleitung beim Einsatz neuer Medien in Thüringer Schulen stellen soll.
Seit September 2009 begleitet Imke Hoppe vom Fraunhofer-Institut für Digitale Medientechnologie zwei siebente Klassen am Gymnasium am Lindenberg in Ilmenau. Das besondere an diesen beiden Klassen ist, dass jeder Schüler einen Laptop sein Eigen nennt, mit dem sowohl der Unterricht als auch die Hausaufgaben und weitere Schulprojekte bestritten werden. Im Rahmen eines Forschungsprojekts, welches in Zusammenarbeit mit dem Thillm läuft, soll erforscht werden, inwieweit sich durch den Einsatz des Laptops der Unterricht verändert hat und welche Herausforderungen für Lehrer und Schüler auftreten. Die Siebtklässler des Ilmenauer Gymnasiums werden nicht die Einzigen bleiben, die in den Genuss von Laptops kommen, denn weitere Laptop-Projekte mit Thüringer Schulen sind schon geplant, so Heike Laude vom Thüringer Kultusministerium.

Ein weiteres Projekt des Thillm, welches durch Forscher des Fraunhofer IDMT begleitet wird, sind die „Interaktiven Whiteboards“. Interaktive Whiteboards sind eine Kombination aus elektronischer Tafel und Beamer. Diese können mit den Fingern und entsprechenden Stiften be-schrieben werden, außerdem können Tafelbilder digital aufgezeichnet und auf PC, Laptop oder USB-Stick gespeichert werden. In anderen Ländern längst fester Teil der Schulausstattung, halten diese Schultafeln nun auch in Deutschland Einzug. Gemeinsam mit dem Thüringer Kultusministerium startete das Thillm das Projekt Interaktive Whiteboards an Thüringer Schulen. Die Forscher der Abteilung Kindermedien begleiten dieses Projekt mit einer entsprechenden Befragung an den Schulen. Ziel ist es, gemeinsam mit dem Thillm sowie mit Lehrern und Schülern sinnvolle Szenarien für den Einsatz im Unterricht zu entwickeln sowie Impulse an die Entwicklung entsprechender Medienangebote zu geben.

Die beiden Projekte sollen nur den Beginn einer intensiven und facettenreichen Kooperation markieren. „Die Kooperation mit dem Fraunhofer IDMT ist für uns ein großer Zugewinn. Durch saubere Feldforschung werden Defizite bei der Aufbereitung von Lerninhalten aufgezeigt. Mit den Ergebnissen lässt sich eine Neugestaltung von Medien für Schüler und Materialien für den Unterricht viel leichter bewerkstelligen“, so Dr. Roberto Napierski, Bereichsleiter Neue Medien des Thillm. Ein Schritt in Richtung innovativer Unterrichtsmaterialien wird am Fraunhofer IDMT bereits gegangen. Die Forscher erarbeiten gerade eine Lektion eines digitalen Physiklehrbuchs, dessen inhaltliche Aufbereitung sich an den unterschiedlichen Nutzerbedürfnissen und Lernstrategien der Schüler orientiert. Dabei kommen verschiedene Medienformate und
-technologien zum Einsatz.

Professor Klaus P. Jantke, Leiter der Abteilung Kindermedien, freut sich über die Vertragsunterzeichnung: „Der Vertrag ist für das Fraunhofer IDMT eine ganz wichtige Sache. Wir können dadurch beispielsweise viel besser an der Entwicklung methodischer Lernszenarien für neue Medien mitwirken, Kindermedien stärker in die Vorschulen bringen und das Potential von digitalen Lernspielen intensiver für die Schulausbildung nutzen. Wichtig ist uns aber auch, dass es eine sinnvolle Verknüpfung aus bewährtem traditionellem Unterricht und neuen Methodiken gibt. Denn ein Unterricht zum Anfassen, Riechen und Schmecken ist auch durch noch so innovative Medien nicht ersetzbar.“ von Julia Edling

Mehr Inforamtionen unter idw-online.de

Unter dem Titel Perspektiven veröffentlicht die Sächsische Zeitung kontroverse Essays, Kommentare und Analysen zu aktuellen Themen. Texte, die aus der ganz persönlichen Sicht des Autors Denkanstöße geben, zur Diskussion anregen sollen. Heute: Eva-Maria Stange, die sächsische Staatsministerin für Wissenschaft und Kunst, fragt wie Schuldenbremse, demografische Entwicklung und Finanzkrise die sächsische Kulturlandschaft verändern werden. Ihr Fazit: Die einzige Alternative zu Abbau ist Umbau.

Was ist uns unser kulturelles Erbe wert? Diese Frage drängt sich auf, wenn man den wenig kulturvollen Umgang mit dem Weltkulturerbe „Dresdner Elbtal“ in den letzten Jahren verfolgt hat. Darüber hinaus aber ist es Tatsache, dass Sachsen in Deutschland und weltweit als Land der Kultur mit einer langen Tradition gilt. So präsentieren sich sächsische Kulturbotschafter wie die Staatskapelle und die Staatlichen Kunstsammlungen selbst in der verbotenen Stadt in Peking. Der amerikanische Präsident Obama hat es sich nicht nehmen lassen, das Historische Grüne Gewölbe und die Frauenkirche zu besuchen.

Sachsen ist ein Land mit reicher ererbter und neu geschaffener Kultur, nicht nur in Dresden, sondern auch in Görlitz, Plauen, Zittau und anderen Städten. Kultur ist nach der sächsischen Landesverfassung Staatsziel, anders als im Grundgesetz, in dem der Schutz und die Pflege der Kultur immer noch nicht verankert sind. Kultur ist dabei mehr als ein Standortfaktor. Sie ist das, was unsere Gesellschaft zusammenhält, sie kennzeichnet die Qualität unseres Zusammenlebens, die Zukunftsfähigkeit und Kreativität unserer Gesellschaft. Der Zugang zu Kultureinrichtungen und die Möglichkeit der Selbstverwirklichung durch Kunst müssen in einer demokratischen Gesellschaft allen Menschen, gleich welchen Alters und sozialen Status, möglich sein.

Semperoper und Staatliche Kunstsammlungen, zeitgenössische Museen ebenso wie kleine Heimatmuseen, soziokulturelle Einrichtungen wie freie Theater und viele andere Kunst- und Kultureinrichtungen, Künstler, Vereine und Verbände in allen Teilen des Landes repräsentieren die Vielfalt sächsischer Kultur. Sie ziehen Besucher an, machen Stadt und Land attraktiv, lebendig, dynamisch. Kunst- und Kulturangebote sind ebenso Mittel gegen die Abwanderung, wie auch wichtige Standortfaktoren bei der Ansiedlung von Unternehmen. Wer kreative Köpfe beschäftigen möchte, muss ihnen und ihren Familien etwas bieten können. Kultur ist ein öffentliches Gut, und als öffentliches Gut unterliegt sie öffentlicher Verantwortung und Grundfinanzierung. Es reicht nicht – und aufgrund der wirtschaftlichen Situation in Sachsen schon gar nicht – allein auf Sponsoren, Mäzene und ehrenamtliches Engagement zu setzen, so wichtig diese auch für eine kulturelle Vielfalt sind. Freistaat und Kommunen müssen den Erhalt der öffentlichen Kultur garantieren. Die Frage ist nur wie, wenn öffentliche Haushalte aufgrund rückläufiger Steuereinnahmen, eines auslaufenden Solidarpaktes und einer vom Bundesrat beschlossenen Schuldenbremse weniger Geld zur Verfügung haben? Die allgemeine Finanzkrise verschärft die Effekte der schrumpfenden Bevölkerung in den kommenden Jahren noch. Lebten in Sachsen 1990 noch 4,9 Millionen Menschen, werden es 2020 nur noch 3,9 Millionen sein. Heißt weniger Menschen auch weniger Kunst und Kultur? Sicher nicht, denn es gehen auch heute nicht 100 Prozent der Bevölkerung in ein Theater oder in ein Museum.

Die zukünftige Entwicklung des Kulturlandes hängt stark davon ab, wie die Gesellschaft und die kulturpolitisch Verantwortlichen rechtzeitig auf die anstehenden Herausforderungen reagieren. Wer der Meinung ist, die Schuldenbremse könne nur mit dem Abbau von Kultur (und Bildung) erkauft werden, weil das Theater keine Produkte fertigt und das Jugendblasorchester allein mit Ehrenamtlichen betrieben werden kann, der sägt an dem Ast, auf dem wir alle sitzen.

Die kulturpolitische Antwort auf schrumpfende Städte in einer alternden Gesellschaft mit verringerten öffentlichen Einnahmen kann nur rechtzeitiger „Umbau statt Abbau“ lauten. Kulturentwicklungspläne in Städten und Kulturräumen wie im Land können diesen Umbau frühzeitig einleiten, statt mit Notmaßnahmen reagieren zu müssen.

Das einzigartige Kulturraumgesetz mit seiner gesetzlich gesicherten finanziellen Basis ist eine gute Grundlage für eine effektive Planung. Auf Landesebene ist in den vergangenen Jahren mit dem Umbau begonnen worden. So wurden die Organisationsstrukturen der staatlichen Kultureinrichtungen erneuert. Das war für ein effizienteres, eigenverantwortlicheres Arbeiten dieser Einrichtungen notwendig.

Wenn Ressourcen noch knapper werden, kann die Reaktion darauf nur lauten: Landeseinrichtungen konsolidieren und Schwerpunkte setzen, Kulturentwicklung planen und eben nicht dem Zufall überlassen. Das Kunstministerium hat deshalb zum ersten Mal seit 2001 kulturpolitische Leitlinien erarbeitet, die vor allem eines zeigen: Dem Kulturland Sachsen darf nicht der Nährboden entzogen werden. Der demografische Wandel sollte eine Chance sein, gerade kultureller Bildung, der Förderung des Kulturtourismus und der Kulturwirtschaft noch mehr als bisher Aufmerksamkeit zu widmen.

Steigende Lebenserwartung und Freiräume neben der Arbeit können dazu führen, dass Kultur als Identifikationsfaktor stärker nachgefragt wird. Kultur ist nicht starr und allein auf Erhalt von Bewährtem ausgerichtet. Kultur ist vielmehr Bewegung und in Bewegung. Deshalb ist es wichtig, die bevorstehenden Veränderungen in unserem Land vor allem als Chance für Sachsen als Kulturland zu begreifen. Von Eva-Maria Stange

SZ-online, 24. Juni 2009

Bewegt die bildende Kunst unsere Gesellschaft? Wie greifen Künstler sozialpolitische Themen auf und setzen diese um? Die Gesellschafter-Initiative der Aktion Mensch und die ART.FAIR 21 wollen es wissen. Deshalb fordern sie junge Kunstschaffende zum vierten Mal auf, sich der Frage »In was für einer Gesellschaft wollen wir leben?« zu stellen.

Bewerbungsschluss: 31. Juli 2009
Mehr Informationen unter diegesellschafter.de

Kinderdorf 2009

Diesen Sommer findet in der Jugendbildungsstätte Hütten eine Kinderfreizeit statt. Unter dem Motto Kinder – Was geht? bauen sich Kinder ihr eigenes Dorf auf mit all dem, was für sie dazugehört. Um dieses eigene Dorf entwickeln zu können, werden sich den Kindern verschiedene Fragen stellen: z. B. Was werden wir tun im Dorf? Werden wir „arbeiten“, wenn ja, was? Brauchen wir eine Bürgermeisterin oder eine Polizei? Oder beides? Und was gibt es sonst noch im Dorf? Einen Fußballplatz? Ein Theater oder ein Kino? Oder…?
Wir werden die Kinder unterstützen, Strukturen zu finden und ihre Einfälle in Form von Workshops während der Freizeit umzusetzen – und selbst viel dabei lernen! Kinder gestalten sich im Kinderdorf den Alltag gemeinschaftlich, gerecht, verantwortungsbewusst und kreativ!

15. bis 25. Juli 2009, Jugendbildungsstätte Hütten
Mehr Informationen unter www.bildungswerk-blitz.de

Das Künstlerduo Karen Mirza und Brad Butler gibt in seinem fünftägigen Workshop Einblicke in die Kunstform der Beobachtung und Darstellung des Alltäglichen. Herzlich eingeladen sind Architekten, Städteplaner, Sozialarbeiter, Künstler, Studenten und alle, die Interesse haben, den Stadtraum Halle neu wahrzunehmen.
Ausgehend von den Erfahrungen und Interessen der einzelnen Teilnehmer werden an allen fünf Tagen das eigene Verständnis sowie die alltägliche Wahrnehmungsgabe untersucht.
Innerhalb des Workshops werden u.a. Stadtspaziergänge durchgeführt, wobei Tonaufnahmen das analytische Hören schulen sollen. Die Teilnehmer dokumentieren ihre Beobachtungen und Erkenntnisse in Form von Fotos, Videos und Texten, erarbeiten gemeinsam eine Beobachtungs -und Darstellungsstrategie und erforschen dabei die Non Participation.
Zum Abschluss präsentieren Mirza & Butler die entstandene Videoarbeit The Expection and the Rule gemeinsam mit den Teilnehmern des Workshops vor Publikum.

Bewerbungsschluss: 1. Juli 2009
13. bis 17. Juli 2009, 11.00 bis 18.00 Uhr, Abschlussveranstaltung: 18. Juli 2009, 18.00 Uhr, Galerie Durchlauferhitzer, Kl. Ulrichstraße 1, 06108 Halle
Mehr Informationen unter www.werkleitz.de

Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) hat sich am Samstag einen ausführlichen Einblick in die berühmte „Neue Leipziger Schule“ gegönnt. Die Kanzlerin kam zur Feier des 125-jährigen Bestehens der Leipziger Baumwollspinnerei. Auf dem alten Industrieareal haben sich rund 100 Künstler niedergelassen, darunter gefeierte Weltstars wie der Maler Neo Rauch. Merkel, sonst eher wegen ihrer Begeisterung für alles Technische bekannt, genoss ihren gut einstündigen Besuch sichtlich. „Für mich war’s toll“, raunte sie dem Geschäftsführer der Spinnerei, Bertram Schulze, nach dem Rundgang zu.
Je länger ihr Aufenthalt auf dem von morbidem Charme geprägten Gelände dauerte, desto entspannter erschien Merkel. In ihrer Rede zur Eröffnung der Feierlichkeiten hielt sie sich zunächst mit der Geschichte der Baumwollspinnerei – immerhin einst die größte auf dem europäischen Festland – auf. An der Fabrikgeschichte könne man auch „viel an deutscher Geschichte ermessen“, befand die Kanzlerin. Besonders hob sie die Entwicklung nach dem Mauerfall heraus, die Ansiedlung der Maler, Fotografen und Objektkünstler. „Da ist etwas passiert, was kein alltäglicher Strukturwandel war, aber ein wunderschöner“, sagte Merkel. Längst betrachtet sich die Spinnerei als eine der Top-Adressen der internationalen Kunstszene.
Die anschließende Werkschau nutzte Merkel ausgiebig für Plaudereien mit den Künstlern. Von Ricarda Roggan, die großformatig alte Lüftungsschächte abgelichtet hat, wollte die Kanzlerin wissen, ob sie digital oder analog fotografiert habe. „Sie kennt sich aus“, meinte Roggan.
Von Christiane Baumgartner ließ sie sich ausgiebig erklären, wie ihre „Formationen“ – Holzschnitte vom Videostandbild – entstehen. Und bei Julius Popp schließlich entdeckte die Physikerin sogar Technik. Der 36-Jährige hat „Micro.perpendiculas“ ausgestellt, mannshohe weiße Objekte aus Glasfaser, die ein bisschen wie übergroße Fieberzäpfchen aussehen. Sie sind vollgestopft mit Computertechnik und einem Funknetz, was es ihnen möglich macht, sich zu bewegen und untereinander zu kommunizieren.
Popp, Roggan, Baumgartner und natürlich auch Neo Rauch und seine Frau Rosa Loy erfüllen das Motto der Spinnerei „from cotton to culture“ mit Leben. Neben den Ateliers haben sich zudem mehr als ein Dutzend Galerien auf dem 8,5 Hektar großen Areal niedergelassen. Seit kurzem hat hier auch die mexikanische Galerie Hilario Galguera, die Damian Hirst und Jannis Kounellis vertritt, eine Adresse.
Die Kanzlerin, die am Ende ihrer Visite eine Mappe mit Radierungen überreicht bekam, zeigte sich beeindruckt: „Das war ein sehr spannender Besuch, sehr eindrücklich. Das ist ein sehr inspirierender Ort, der hinreichend Raum zu Nachdenken lässt.“ „Bis zum 150. noch weiter gute Arbeit“, wünschte sie. „Und dann darf der nächste gratulieren.“ Birgit Zimmermann, dpa

LVZ-Online, 20. Juni 2009