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Keine Gemeinschaftsschulen mehr?

(dpa) – Nach der Präsentation des Koalitionsvertrages von CDU und FDP in Sachsen wirft die Opposition den Liberalen die Preisgabe von wichtigen Positionen in der Bildungspolitik vor. Dazu zählt insbesondere die Forderung im Wahlkampf nach einem gemeinsamen Lernen der Kinder bis zur 6. Klasse. Vor allem die CDU sieht Sachsen als einen Musterschüler im deutschen Bildungswesen. Ein gutes Abschneiden bei Tests wie PISA hat das Selbstvertrauen in diesem Punkt gestärkt. Dennoch bleibt auch unter der neuen CDU/FDP-Regierung, die eine große Koalition in Dresden ablöst, nicht alles beim Alten. Doch manche Formulierungen werfen Fragezeichen auf.
Der CDU-Landesvorsitzende, Regierungschef Stanislaw Tillich, und FDP-Chef Holger Zastrow unterzeichneten am 22. September den Koalitionsvertrag. Die 57-Seiten-Vereinbarung war zuvor auf Sonderparteitagen beider Parteien gebilligt worden. Die CDU setzte sich bei den Verhandlungen in allen wesentlichen Punkten durch. Laut Planung steht am 29. September die Wahl Tillichs zum Ministerpräsidenten an. Am Tag darauf sollen die Minister vereidigt werden. Die Zusammensetzung des Kabinetts war bis zum 25. September noch nicht bekannt. Das Bildungs- und Wissenschaftsministerium sollen aber CDU-geführt bleiben. Die CDU hatte bei der Landtagswahl am 30. August 40,2 Prozent der Stimmen erhalten, die FDP 10,0 Prozent.
Nach dem Willen der Koalitionäre wird sich auch künftig der Bildungsweg sächsischer Schüler schon nach Klasse 4 teilen. Dann erhalten sie eine „Bildungsempfehlung“, ob sie künftig aufs Gymnasium oder die Mittelschule gehen. Die Mittelschule bietet einen Realschulabschluss (10. Klasse) und einen Hauptschulabschluss (9. Klasse). Künftig gibt es nach Klasse 6 eine weitere „Bildungsempfehlung“. Sie soll die Durchlässigkeit zwischen den Schularten erhöhen. Theoretisch konnten Schüler auch bisher schon in späteren Klassen auf das Gymnasium wechseln. Weil die Fächer aber nicht mehr übereinstimmten, war das praktisch kaum möglich.
Auch deshalb sprach sich Tillich schon vor einem Jahr dafür aus, „Spätzündern“ eine zweite Chance zu geben. 2005 hatte Sachsen den Gang zum Gymnasium erleichtert. Statt des bis dato verlangten Notendurchschnitts von 2,0 in Deutsch und Mathematik bekamen seither auch Schüler mit 2,5 noch eine solche Empfehlung. Jetzt heißt die Formulierung „besser als 2,5“. Ob das ein Rückgriff auf die alte Regelung ist, bleibt unklar. Zudem erwägt die Koalition, auch andere Fächer bei der Empfehlung zu berücksichtigen. Um „Spätzündern“ den Weg zur Reifeprüfung zu erleichtern, sollen in der 5. und 6. Klasse der Mittelschule Leistungskurse entstehen. Laut Koalitionsvertrag wird die Mittelschule als Kernstück des Schulsystems zu einer nicht näher definierten Oberschule weiterentwickelt. Im Kern geht es wohl darum, die an Gymnasien übliche zweite Fremdsprache ab Klasse 6 auch für Nicht-Gymnasiasten anzubieten. Das grundsätzliche Ziel besteht darin, mehr Abiturienten zu bekommen. Deshalb will Schwarz-Gelb zwei andere Wege zum Abitur fortan bekannter machen: das berufliche Gymnasium um die Fachoberschule. Ein gemeinsames „Abi“ mit anderen Bundesländern wird als Zwischenschritt für ein bundesweit einheitliches Abitur genannt.

Stehen Gemeinschaftsschulen vor dem Aus?
Ein Satz in der Koalitionsvereinbarung hat die Gemüter besonders erregt: „Die bisher genehmigten Schulversuche zur Gemeinschaftsschule werden abgeschlossen und evaluiert.“ Das liest die Opposition als Abgesang auf Gemeinschaftsschulen schlechthin, von denen es bisher ohnehin nur neun gab. Das Interesse war größer, viele Anträge wurden abgelehnt. Auf jeden Fall sollen die jetzigen Gemeinschaftsschüler ihren Abschluss noch an einer Schule dieses Namens machen können. Da das jüngste Projekt erst im August 2009 mit Fünftklässlern startete, dürfte das Modell tatsächlich erst 2015 auslaufen.
Laut Koalitionsvertrag werden die Ganztagsangebote verbessert. Der Anteil von Schülern ohne Abschluss soll sinken. Auch unter Schwarz-Gelb wird es sogenannte Lerncamps für leistungsschwache Schüler in den Ferien geben. Viele Formulierungen tragen den Charakter unverbindlicher Absichtserklärungen:
„Wir werden für eine intensivere Vermittlung von DDR-Geschichte eintreten.“ In dünn besiedelten Regionen soll das öffentliche Schulnetz „in einer zumutbaren Erreichbarkeit für jeden Schüler“ erhalten bleiben – eine alte Forderung der FDP. Ob weitere Schulen schließen, wird nicht gesagt. Die Eigenverantwortung der Schulen soll erhöht werden. So ist ein Modellprojekt „Selbstständige Schule“ geplant. von Jörg Schurig

Mehr Informationen unter bildungsklick.de

So die Hoffnung des Wächterhaus e. V. um Stadtratsmitglied Urs Warweg (SPD), der sich um unkonventionelle Nutzungsideen für gefährdete Gebäude bemüht

Die Infrastruktur um die Eckbebauung Talstraße 15/16 ist sehr gut ausgebaut und die Außenwirksamkeit gegeben. Spuren von Vandalismus sind in den 60 bis 70 qm großen Wohnungen nicht zu sehen. Die Fassade und die Fenster sind in Ordnung, der Keller trocken. Das Gebäude ist ohne Müll, das Dach dicht. So klingt die Beschreibung von offizieller Seite des wahrscheinlich ersten Wächterhauses in Erfurt. Es befindet sich genau an der Stelle, wo sich Berg in Tal wandelt, oder besser die Talstraße zur Bergstraße wird. Zeit, Bergfest zu feiern!
Das Wächterhauskonzept ist ein Projekt des Leipziger Vereins Haushalten e. V. und gibt gefährdeten Gebäuden durch unkonventionelle Nutzungsideen neue Perspektiven. Seit 2008 ist das Konzept Bundesmodellprojekt und wird in acht deutschen Städten umgesetzt. Unter anderem in Erfurt, wo sich seit seiner Gründung im April des letzten Jahres der Wächterhaus e. V. um eine geeignete Immobilie bemühte und sie nun endlich gefunden hat.
Haushalten e. V. aus Leipzig und Wächterhaus e. V. aus Erfurt sehen ihre Aufgabe darin, ratlose Eigentümer leerstehender Gebäude und potentielle Nutzer zusammenzubringen. Die Wächter übernehmen für die Zeitspanne von fünf Jahren die Verantwortung für das Haus.
Seit 2004 ermöglichen Wächterhausvereine die Instandhaltung brachliegender Jugendstil- und Gründerzeithäuser, die auf Grund der Kreuzungslage schwer zu vermitteln sind. Die ehemaligen Wohnungen werden durch soziokulturelle Initiativen und kreativwirtschaftliche Kleinunternehmen umgenutzt. So entstehen Tanzstudios, künstlerische Werkstätten oder Architekturbüros. Die Wächter übernehmen für die Zeitspanne von fünf Jahren die Verantwortung für das Haus. Die vielfältige Nutzung bewahrt die Häuser vor dem Verfall. Die Ladenflächen im Erdgeschoss werden als Klubs, Kneipen oder Kulturzentren umgenutzt und beheimaten zumeist gemeinnützige Vereine oder Initiativen. Die Häuser entwickeln sich so zu alternativen Kreativzentren und ermöglichen durch die Nähe der unterschiedlichen Nutzer neue Synergien und Formen der Zusammenarbeit.
Daneben entwickeln sich in den Seitenstraßen erste Wohnprojekte nach dem Wächtermodell. Die kulturelle Nutzung spielt aber weiterhin eine große Rolle und die Bewohner veranstalten für sich und die Nachbarschaft Kinoabende, Tischtennisturniere und Hausfeste. Die Wächter tragen so wichtige Arbeit zur Stadteilkultur bei. Nicht selten werden aus Hausfesten Straßenfeste…
Vorerst ist genau dieses Szenario für Erfurt (noch) Zukunftsmusik, aber Tor und Tür sind aufgestoßen, die Schwelle übertreten. Gebäude wie in der Talstraße müssen in Nutzung kommen, so das Verwaltungsdeutsch der Vereinsmitglieder. Immerhin gibt die Stadt jährlich 155.000,00 Euro für leerstehende Häuser aus und das bei einem Wertverlust von 25.000,00 Euro pro Jahr. Das ist auch dem Stadtrat dank zahlreicher Anfragen des Vereins bewusst. Warum also nicht aus der Not eine Tugend machen und bei relativ geringem Investitionsvolumen Initiativen und Vereinen ein Dach bieten und so eventuellen Schäden im selbigen vorbeugen?! Interessierte gibt es sicher, nun müssen die rechtlichen Aspekte wie Versicherung, Nutzungsordnung und Vertragliches geklärt werden. Hierbei soll von Anfang an eng mit der Stadtverwaltung zusammengearbeitet werden, indem die Stadt dem Wächerhausverein das Haus für die Nutzung zur Verfügung stellt. Der Verein wäre dann für die Verwaltung des Gebäudes und die eventuelle Überführung in ein Selbstnutzerkonzept nach Ende des Fünfjahresvertrags verantwortlich. Neben der Talstraße kommen für den Verein die Stadtteile Erfurt Nord und Ilversgehofen um das AJZ, die Villa des Klanggerüst e. V. und das Malzwerk für weitere Nutzungsideen in Frage.
Mehr Informationen im nächsten hEFt. Ganz Eiligen sei die Wächterhaustagung in Leipzig am 24. und 25. September 2009 empfohlen. Ziel der Tagung ist es, gemeinsam mit Vertretern aus Verwaltung, Politik und Wissenschaft sowie lokalen Akteuren und Initiativen Erfahrungen zum Thema „Zwischennutzungen von Gebäuden als Handlungsinstrument der Stadtentwicklung“ auszutauschen. Mehr Informationen unter haushalten.org

Maxi Kretzschmar in hEFt für literatur, stadt und alltag, Oktober 2009, Du und ich in der Hängematte

Heiner Müller schrieb „Mauser“, dessen Erzählung im revolutionären Rußland von 1917 angesiedelt ist, 1970 als Antwort auf Brechts Lehrstück „Die Maßnahme“ von 1930. Jetzt haben wir 2009 und allerorten wird uns der Verdienst der „Friedlichen Revolution“ von 1989 in die Ohren geblasen. Diese historische Situation soll dank des Theatervereins Internil nicht unaufgearbeitet verstreichen. Gemeinsam mit Theatermachern und Leipziger Bürgern wird das Stück in Workshops erarbeitet.

Mauser. Umbesetzung für hybriden Chor und revolutionäre Leerstelle.
Lehrstück. Teilnahme nur mit Anmeldung.

26. September bis 8. Oktober 2009 (außer Montags und Freitags), Beginn 19:00, Sonntags 16:00, Westwerk Leipzig
Mehr Informationen unter www.internil.net

Bundeswettbewerb für Video + Animation

Der Medienwettbewerb für alle, die jung sind und ihren eigenen Dreh haben. Kreative Filmer bis 25 Jahre können ihre besten Arbeiten ins Rennen schicken. Der Wettbewerb setzt keine Limits bei Thema, Genre und Stil. Für die Jury zählen originelle Ideen, eigene Sichtweisen und eine frische Ästhetik.

Bewerbungsschluss: 15. Januar 2010
Mehr Informationen unter www.jugendvideopreis.de

Der Deutsche Jugendfotopreis lädt Jugendliche bis 25 Jahre ein, auch in diesem Jahr die besten Bilder zu präsentieren. Neben dem „Allgemeinen Wettbewerb“ mit freier Themenwahl gibt es ein Sonderthema: „Wunderland“ Und was gibt’s noch? Einen Bereich für Fotoprojekte in Schulen und den Preis für die beste Foto-Reportage. Die besten Bilder werden auf der photokina, der Weltmesse für Fotografie und Imaging ausgestellt.

Bewerbungsschluss: 1. März 2010
Mehr Informationen unter www.jugendfotopreis.de

Der Marktplatz in Weimar mit seinen historischen Fassaden ist beschaulicher Lebensmittelpunkt der Klassikerstadt. Als Trägerin großen kulturellen Erbes feiert diese zur Zeit mit zahlreichen Ausstellungen, Vorträgen und Festlichkeiten das 90-jährige Gründungsjubiläum des Staatlichen Bauhauses Weimar.
Das ist Anlass genug, das als Weltkulturerbe geschützte „Musterhaus am Horn“ mitten auf den Marktplatz zu stellen, es zu beleuchten, zu beklettern, zu erfühlen und zu entblättern. Die Inszenierung „Das rasende Bauhaus“ bespielt dieses Musterhaus und gleichzeitig die Fassaden des Marktplatzes mit einem einzigartigen Spektakel aus Licht und Musik, aus Theater und Kunst, aus Tanz und Artistik. Die Bühnen, Fenster und Balkone zeigen die vielen kulturellen Gesichter der Stadt, der Marktplatz erscheint als neu gebautes Haus und lädt zum Staunen und Verweilen ein.
Ein kurzer, aber prägender Aufenthalt der „Bauhäusler“ in Weimar dient als Erzählstoff und mündet frei-assoziativ in farb- und klangvolle Szenarien. Angetrieben von dem Bauhausbegründer Walter Gropius kommen sehnsüchtig erwartete Freunde aus aller Herren Länder, beziehen ihre Arbeitsstätten und zelebrieren ein munteres Treiben an den Fenstern der Marktplatz-Fassaden. Nicht nur Formen und Farben, sondern auch verschiedene Sprachen und Musikstile beleben das Geschehen. Das beobachten zunehmend kritisch die Regierungskreise aus Stadt und Land vom Rathaus-Balkon herab.
Mittlerweile ist die Geschichte des Bauhauses als Hochkultur etabliert. Gefestigt als Idee lädt der Gedanke eines künstlerischen Verbundes das Schauspiel zu einer interdizsiplinären Umsetzung des Themas ein. Mit Hilfe von über 200 kulturschaffenden Akteuren wird am Abend des 12.Septembers der Marktplatz in ein Okular eines vorbeirasenden Bauhauses „umgebaut“ werden.
Beteiligt am „rasenden Bauhaus“ sind unter Anderem der Handwerkerchor Weimar, der Kinder- und Jugendzirkus Tasifan, der Kinderchor schola cantorum Weimar, das Modetheater „Gnadenlos Schick“, das Tanzensemble „KussKuss“, der KSSV Weimar Abteilung Trampolin, die Theaterscheune Teutleben oder die finnische Artistengruppe Circus Uusi Maailma. Die Veranstaltung ist eine Produktion des mon ami Weimar in Kooperation mit der Stadtkulturdirektion Weimar gefördert durch die Sparkasse Mittelthüringen und dem Fonds Soziokultur. Die Spielleitung obliegt Helfried Schmidt und Marcus Max Schreiner.

12. September 2009, 21.00 Uhr, Marktplatz Weimar
Mehr Informationen unter www.monami-weimar.de

Studenten und Wissenschaftler intervenieren gegen die Sparpläne der Landespolitik

Aller Protest nutzte nichts. Sachsen-Anhalts Finanzminister Jens Bullerjahn (SPD) blieb eisern. In einer dreistündigen, zum Teil hitzigen Debatte verteidigte der Minister am Mittwochabend vor rund 100 Studenten und Wissenschaftlern der Uni Halle die Sparpolitik der Landesregierung.
Der Arbeitskreis Bildungspolitik des Studentenrats hatte zum zweiten Runden Tisch ins Löwengebäude eingeladen, um gegen den vom Kabinett beschlossenen Doppelhaushalt zu intervenieren.
Die Vorlage, über die im Oktober das Parlament abstimmt, sieht vor, dass die hallesche Hochschule in den kommenden zwei Jahren auf dem gleichen Niveau wie bislang weiterfinanziert werden soll. Doch die Uni hat nach eigenen Angaben in dieser Periode einen zusätzlichen Bedarf von zwölf Millionen Euro, um den Status quo in Sachen Forschung und Lehre aufrecht erhalten zu können (MZ berichtete).
Bullerjahn, dem am Abend permanent das „Kaputtsparen bei der Hochschulbildung“ zum Vorwurf gemacht wurde, verwies auf die düstere Steuerprognose im Land. „Wir haben eine Milliarde Steurerausfälle“. In den nächsten Jahren schätzungsweise 4,5 Milliarden. „Ich muss sparen. Es gibt kein Recht für Unis, vom Einsparen verschont zu bleiben“, so der Minister.
Man brauche Augenmaß und einen qualitativen Diskurs, so der Minister. Wer mehr Geld haben wolle, müsse den Mut haben zu sagen, wo gespart werden soll. Und da vermisse er bei allen Unis im Land eine ehrliche Strukturdebatte, um das Hochschulsystem künftig optimal zu finanzieren.
Uni-Kanzler Martin Hecht unterstrich, das man eine Uni nicht ausgaben-, sondern aufgabengerecht finanzieren müsse. Zum Ärger etlicher Uni-Angehöriger hatte Bullerjahn zuvor in Frage gestellt, ob die Hochschulen wirklich das an Leistung erbringen, wozu sie von der jährlichen Finanzausstattung mit 300 Millionen Euro fähig wären. Hecht verteidigte die Mehrausgaben und beklagte den seit Jahren unhaltbaren Zustand der unterfinanzierten Universität. Uni-Rektor Prof. Wulf Diepenbrock forderte indes Verlässlichkeit von der Politik. Die Landesregierung habe in den Zielvereinbarungen vor einem Jahr Personalgarantien gegeben. Jede fehlende Million führe zum Abbau von 20 Stellen, so Diepenbrock.
Studentin Cathleen Rodendahl stellte nach drei Stunden ernüchtert fest: „Wir hatten uns keine Versprechen erhofft“. Der Minister sollte die Diskussion jetzt in die Politik tragen, um zu verdeutlichen, was der Sparplan für die Uni Halle bedeute. von Michael Deutsch

MZ, 10. September 2009

„Der internationale Vergleich der Bildungssysteme zeigt wieder einmal wie groß der Nachholbedarf Deutschlands vor allem bei den Investitionen in Bildung ist“, sagt Sachsens noch amtierende Wissenschaftsministerin Dr. Eva-Maria Stange. Noch ist nicht absehbar, wie sich Sachsens Bildungspolitik mit einer CDU/FDP-Regierung ändert.
Noch verhandeln die Parteien. Aber in vielen Punkten hat die FDP in Sachsen Bildung ganz ähnliche Vorstellungen wie die SPD, die das Wissenschaftsressort in den letzten Jahren verwaltete und einige wenige spürbare Veränderungen hin zu einem moderneren Bildungssystem erreichte. Die Verhandlungsposition der FDP ist da nicht wesentlich komfortabler, auch wenn sie in ihrem Wahlprogramm explizit schreibt: „Die weitgehende Übernahme des westdeutschen Schulsystems nach der Wende hat den Aufbau eines neuen und modernen Bildungssystems in Sachsen behindert. Unter verkrusteten Schulstrukturen leidet dabei die Bildungsqualität. Das muss sich ändern!“
Längeres gemeinsames Lernen, bessere individuelle Förderung, bessere Durchlässigkeit der Schularten – das liest sich alles ganz ähnlich bei der SPD, die auch deshalb nicht ihre Wahlziele erreichte, weil sie den Dissens mit der regierenden CDU lieber nicht benannte. Ein braver Koalitionspartner – das ist auch Wählern zu wenig, wenn die Probleme so offenkundig sind.
Da kommt auch Eva-Maria Stanges Kritik ein wenig spät: „In diesem Schneckentempo wird Deutschland mit den anderen Industrienationen nicht mithalten können – schon gar nicht, wenn der Wettlauf um die besten Köpfe immer härter wird“, sagte sie gestern als Reaktion auf den aktuellen OECD-Bericht „Bildung auf einen Blick“ 2009.
„Trotz Finanzkrise dürfen Investitionen in Kitas, Schulen oder Hochschulen nicht nach unten geschraubt werden. Investitionen in Bildung sind die beste Krisenbewältigung“, so die Ministerin, die nicht verhindern konnte, dass etwa die Universität Leipzig weiter am Personal sparen muss, obwohl der Dozenten-Schlüssel schon längst nicht mehr den Erfordernissen entspricht.
Deutschland investiere derzeit im Vergleich zu anderen OECD-Ländern mit nur 4,8 Prozent des Bruttoinlandsproduktes deutlich zu wenig in Bildung, so die Ministerin (OECD 5,5 %) „Bund und Länder müssen sich zügig und ohne Rechentricks auf die Umsetzung des auf dem Bildungsgipfel in Dresden 2008 vereinbarten Ziels verständigen, sieben Prozent des BIP bis 2015 für Bildung zu investieren.“
Ein großes Defizit gebe es auch beim Anteil an Hochqualifizierten in Sachsen. In der Mehrheit der OECD-Länder würden mehr als 36 Prozent einen Hochschulabschluss erwerben, in Sachsen seien es gerade einmal 24 Prozent (Deutschland 23 Prozent). „Wir brauchen mehr junge Leute die sich überhaupt erst einmal für ein Studium entscheiden“, so die Ministerin. Da wird sie auch als einfache Abgeordnete genug Arbeit bekommen. Denn eine der Mini-Reformen der letzten Jahre würde die FDP schon gern wieder aufheben. „Wir wollen ein hohes Lernniveau an Mittelschulen und Gymnasien garantieren. Deshalb muss die durch CDU und SPD erfolgte Aufweichung der Zugangskriterien zum Gymnasium zurückgenommen werden.“
Das käme zumindest dem Sparverständnis der CDU in Sachsen, die Schule fast nur unter Kosten- und Effizienzaspekten betrachtet, sehr entgegen.
„Wer die Zahl der Hochqualifizierten erhöhen will, muss die Durchlässigkeit zum Studium verbessern und beispielsweise qualifizierten Berufstätigen ein Studium auch berufsbegleitend ermöglichen“, so die Wissenschaftsministerin. Wenn dies in Sachsen und in Deutschland nicht gelänge, werde es über kurz oder lang eine enorme Fachkräftelücke geben.

LIZ, 9. September 2009

Stadtverordnete verschiedener Fraktionen besuchen von Schließung bedrohtes Jugendzentrum

Templiner Vorstadt – Für das von Schließung bedrohte „Archiv“-Jugendzentrum deutet sich eine Chance auf Rettung an – falls die Stadtpolitik bereit ist, das alternative Kulturhaus langfristig finanziell zu fördern. Dies wurde gestern bei einem Rundgang deutlich, zu dem der Trägerverein Archiv e.V. Abgeordnete aller Fraktionen im Stadtparlament eingeladen hatte.
Dem Verein liegt demnach ein Angebot des Kommunalen Immobilienservice (KIS) vor, der das denkmalgeschützte Haus in der Leipziger Straße sanieren würde – und dafür laut Vorstandsmitglied Raico Rummel 181 000 Euro jährlich verlangt: „Dieses Geld können wir aber nicht allein erwirtschaften.“ Bislang muss der gemeinnützige Verein Betriebskosten von rund 30 000 Euro im Jahr aufbringen. Würde der Verein aber nun die höhere Summe schultern, so Rummel, müsste das „Archiv“ sein Konzept aufgeben, Jugend- und Soziokultur „für einen schmalen Taler“ anzubieten, basisdemokratisch und ehrenamtlich organisiert sowie ohne kommerzielle Interessen. Gleichzeitig sagte Rummel, der Verein habe einen von der Verwaltung vorgelegten Vorschlag für einen langfristigen Erbbaupachtvertrag abgelehnt: „Diese Variante würde noch wesentlich teurer.“ Er gehe dabei von mehr als 25 000 Euro im Jahr aus.
Wie berichtet, befindet sich das „Archiv“ in einer existenziellen Krise. So darf das Haus für öffentliche Veranstaltungen nur noch bis zum 31. Dezember genutzt werden, danach läuft eine letzte Übergangsfrist der Potsdamer Bauaufsicht ab. Im vergangenen Herbst waren erhebliche Brandschutzmängel im gesamten Gebäude öffentlich geworden, Teile des Hauses wie mehrere Bandproberäume sind seit damals bereits gesperrt. Gestern zeigte der Archiv-Verein, welche Angebote noch bedroht sind: Etwa ein Raum für Partys und Konzerte, ein Café, ein Atelier mit verschiedenen Kunstwerkstätten sowie eine kleinere Sporthalle. Nach Vereinsangaben hat das „Archiv“ damit pro Jahr 60 000 „Besucherkontakte“, im Schnitt mehr als 1000 pro Woche.
Die Stadtverordneten reagierten auf diese Zahlen positiv. „Schließt das Archiv, wäre dies ein gravierender Verlust, der nicht zu rechtfertigen ist“, sagte Stadtpräsident Peter Schüler von den Grünen. Es leuchte ihm ferner nicht ein, warum das Haus und dessen Angebote nicht förerfähig sein sollten.
Dies allerdings geht aus dem umstrittenen Rahmenkonzept „Jugendkultur“ hervor, das die Verwaltung jüngst vorgelegt hat. Darin wird der Archiv e.V. einer Kategorie „Subkultur“ zugeschlagen – einem Bereich, der, so wörtlich, „unabhängig von öffentlicher Einflussnahme existieren will“ – und deswegen nicht förderfähig sei. Auch mehrere Stadtverordnete der Linke kritisierten angesichts der Archiv-Angebote gestern diese Einordnung.
Gleichzeitig zeigte sich beim gestrigen Termin, dass es kaum andere Wege gibt, als das Archiv über langfristige Kredite zu sanieren. Bisher war von sofort nötigen Kosten von 375 000 Euro für die wichtigsten Bauauflagen die Rede. Doch machte Raico Rummel deutlich, dass dann sofort weiter für insgesamt bis zu 2,5 Millionen Euro saniert werden müsste, das Haus beispielsweise dann eine Heizung benötigt: „Sonst schimmelt hier alles weg.“ von Henri Kramer

PNN, 8. September 2009

„Qualität und Nachhaltigkeit“, bestimmt als Jahresthema des Programms „Ideen für mehr! Ganztägig lernen.“ auch den diesjährigen Kongress.
Wer bringt die Ganztagsschule in welchen Bereichen, mit welchen Zielen und Methoden voran? Wie gelingt es den Beteiligten, aus ihrer Schule eine bessere zu machen? Wie können Lern- und Lebensräume qualitativ und nachhaltig weiterentwickelt werden?
Ganztägiges Lernen bietet Spielräume, um auf diese Fragen Antworten zu finden und somit einen breiteren Qualitätsbegriff mit Leben zu füllen. Der Kongress wird praxisrelevante Impulse zu Themen wie Personal- und Schulmanagement, Lernkultur, Schulkultur und Qualitätsentwicklungsinstrumenten geben, aber auch den länderübergreifenden Austausch zu Kooperationskonzepten und Beteiligung von Schülern, Eltern sowie außerschulischen Partnern ermöglichen.

11. bis 12. Dezember 2009, Berlin
Mehr Informationen unter www.ganztaegig-lernen.org