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Im Kunsthaus Erfurt wurde Mitte März 2009 zur Podiumsdiskussion zum Thema Kulturkonzepte geladen. Ca. 50 Personen kamen. Titel: „Konzept*los – Braucht Kultur ein Konzept?“ Ziel war neben dem Erfurter auch über das Thüringer Landeskulturkonzept nachzudenken. Schlüsselfragen waren: Wie viel Konzept braucht Kultur und wer soll diese Konzepte erstellen? Darf sich Politik in Kultur einmischen? Wie können kulturfreundliche Rahmenbedingungen für die Erarbeitung neuer Kulturkonzepte festgeschrieben werden? Wie können die Diskussionsprozesse aus anderen Städten berücksichtigt werden? Referenten waren Falk Elstermann, Geschäftsführer das Kulturhaus naTo Leipzig und Sprecher der Initiative Leipzig + Kultur, Prof. Kai-Uwe Schierz, Direktor der Kunsthalle Erfurt und Mitglied der AG Kulturkonzept und André Störr, Vorstitzender der Kulturinitiative Thüringen. Moderiert wurde die Expertenrunde von der freien Radio-Journalistin Hilde Weeg, die gewitzt durch den Abend führte.

Im Folgenden stelle ich Thesen, Zusammenhänge und Konsequenzen vor, die ich herausgehört habe.

Eine ökonomische Diskussion um Machbarkeit und Kompromisse im Kulturbereich hat ausgedient. Kultur hat unverkennbar einen gesellschaftlichen Wert, der im Grundgesetz festgehalten werden sollte. Daher muss sich die Verwaltung insbesondere die Kulturverwaltung als Dienstleister für (Kultur-)Politik und Multiplikator für die Meinungen der Akteure verstehen. Das Landeskulturkonzept muss dabei Rahmenvorgaben machen, auf den demografischen Wandel eingehen und Finanzen prüfen. Daraus ergibt sich der Handlungsrahmen für das Land und die Städte.

Eine offene und öffentliche Diskussion erhöht bei der Entwicklung eines Kulturkonzeptes den gesellschaftlichen Wert und die Relevanz, die dem Vorhaben beigemessen wird. Die Kulturpolitik und ihre Verwaltung dürfen nicht nur im Kontext der Haushaltspolitik denken, sondern die Haushaltspolitik sollte sich den Bedürfnissen der Kulturpolitik anpassen, da Kultur ein existentielles Grundbedürfnis des Menschen ist und sich nicht in Schemata pressen lässt.

Durch kulturelle Angebot werden Identifikationsangebote gemacht, die der Identitätsbildung des Einzelnen, von Gruppen, Städten und Ländern dienen.

Wenn Kultur das Nachdenken darüber ist, wie wir leben wollen, dann ist sie – im Gegensatz zum gesellschaftlichen Raum – ein Diskussionsraum um Alternativen zum aktuellen Lebensentwurf. Mit gesellschaftlichen Räumen sind beispielsweise Hobbies wie Sport und Freizeitbeschäftigungen gemeint, was klar von kulturellem Probehandeln zu scheiden ist.

Kultur ist eine Identifikationshilfe im Sinne des grundgesetzlichen Auftrags der BRD. Mit diesem Bewusstsein ist der Ausbruch aus der Bittstellerrolle möglich. Denn Kultur korreliert mit Erfindertum, Innovation und alternativem Denken. Kulturelles Probehandeln ermöglicht also das Agieren in Utopien und birgt auf alternativen Erfahrungswegen Erkenntnisse, die auf Persönlichkeitsstrukturen und Gesellschaftsstrukturen wirken. Die Kultur muss daher auf die Straße gebracht und vor allem niedrig schwellig angeboten werden. Beide Aspekte verweisen explizit auf die Funktionsweisen soziokultureller Arbeit. Diesem Gedanken folgend ist es unerlässlich und überaus fruchtbringend bei der Entwicklung eines Kulturkonzeptes Partizipationsangebote an die Beteiligten und die Bevölkerung zu machen, denn Manifestationen schaffen entweder Revolte oder Negation. Prinzipiell sollte die Freie Szene nicht unterschätzt werden. Freie Kulturarbeiter sind die Spezialisten für die Bedürfnisse von Menschen. Die niedrigschwelligen Angebote, die hohe Partizipationsrate und der interdisziplinäre Ansatz macht sie zu Experten. Vielmehr sollten Kulturarbeiter, Kulturpolitiker und Verwaltungsbeamte gezielt ihre spezifischen Stärken erkennen, einbauen und helfen auszubauen.

Der Weg ist das Ziel.

 

Maxi Kretzschmar

In der Landeshauptstadt des Kulturlandes Thüringen wird gekürzt: Wo andere perspektivisch 5 für Leipzig kulturell erarbeiten, wird hier um 10 % gekürzt. Winterschlussverkauf sieht anders aus!

„Auf der einen Seite will die Stadt mit dem Konjunkturpaket Bildung und Infrastruktur voran bringen. Doch auf der Kehrseite sperrt sie für etliche Bereiche zehn Prozent der Haushaltsmittel. Besonders prekär wirkt sich das im Kultursektor aus. ERFURT. Soll die Kultur für das Konjunkturprogramm eingehen, fragen derzeit die Freien Träger der Kulturarbeit in Erfurt. Barbara Eger, Vorstandsvorsitzende des Schotte e.V., nennt die drohende Kürzung der städtischen Förderung um zehn Prozent “eine Katastrophe”. Um Einsparpotenziale nachzuweisen, hat das Jugendtheater zunächst ein geplantes Projekt zum Bauhausjahr und ein weiteres zum Schillerjubiläum gestrichen. Doch die damit gewonnenen Mittel machen keine zehn Prozent aus. Sollte die gesperrte Summe komplett der Konjunktur zum Opfer fallen, müsse beim Personal gekürzt werden. Das hieße weniger Etüdenarbeit, weniger Inszenierungsarbeit mit den Kindern und Jugendlichen, beschrieb Barbara Eger die drohende Auswirkung. Kinoklubchefin Renate Wagenknecht fühlt sich an die schlimmsten Zeiten der Existenzbedrohung vor fünf Jahren erinnert, als die Besucher mit einer Unterschriftensammlung auf das drohende Aus aufmerksam machten. Doch inzwischen ist der städtische Zuschuss von 46 000 Euro im Jahr 2007 bereits wieder auf 40 000 gesenkt worden. “Nun sind wir bei 36 000 – das ist der Hammer”, weiß die Kinoleiterin bald nicht mehr, wie sie den Betrieb noch aufrecht erhalten soll. “Kaputtgehen darf gar nichts mehr”, nicht mal eine Lampe an der Vorführtechnik, beschrieb sie die Situation. Natürlich könne man überlegen, ob es Sparpotenziale gibt, aber irgendwann sei der Punkt erreicht, wo das nicht mehr geht, reagierte Kunsthauschefin Monique Förster auf die Forderung der Verwaltung. “Wir fahren schon unter Normalbetrieb”, schilderte sie und wartet, wie alle Betroffenen, auf den Nachtragshaushalt. “Haushaltsperre heißt doch, dass das Geld aufgehoben wird”, argumentierte Anne Katrein Maschke von der Jugendkunstschule Imago. An ihrer Arbeit mit Kindern und Jugendlichen könne sie keine zehn Prozent kürzen. Sie bleibe deshalb bei ihren Zahlen und gehe davon, dass das gesperrte Geld noch kommt.5,8 Millionen Euro braucht die Stadt als Eigenanteil für das Konjunkturpaket II. Sie hofft zwar, dass sich die Summe durch die Beteiligung Freier Träger – so von Kindergärten, in denen investiert wird – noch etwas reduzieren wird, doch es bleibt viel Geld. Geld, das nicht im Haushalt eingestellt war. Verwaltung, Vereine und Institutionen wurden aufgefordert durchzurechnen, ob sie mit zehn Prozent weniger auskommen würden, erklärte Oberbürgermeister Andreas Bausewein. Ausgenommen wurden die Bereiche Jugend und Soziales sowie Eigenbetriebe wie der Zoo, die Oper und das Puppentheater im Waidspeicher. Wenn die Stadt bei den Theatern kürze, “dann kürzt anteilig auch das Land”, erläuterte der OB. Den spitzen Stift zücken mussten neben den Freien Trägern der Kulturarbeit auch Umweltverbände sowie die Verwaltung bei Grundstücken, Weiterbildung und Reisekosten. Daneben wurden 50 Investitionsmaßnahmen für insgesamt 13 Millionen Euro auf Eis gelegt. Dazu zählen der Neubau des Gefahrenschutzzentrums Südost, Bürgerhäuser in den Ortschaften, größere Straßenbaumaßnahmen und Schulsanierungen. Für alle diese Vorhaben müsse zunächst die Finanzsituation, sprich der Bedarf für das Konjunkturpaket, geklärt werden, bevor es grünes Licht gibt, erklärte das Stadtoberhaupt. Bis Ende Mai soll ein Nachtragshaushalt die Finanzen neu regeln. Erst dann werde sich zeigen, wo aus der Sperre eine Kürzung wird, machte Bausewein deutlich. Bis dahin gilt bei den Freien Trägern der Kulturarbeit das Prinzip Hoffnung. Sollten sie enttäuscht werden, bleibe eigentlich nur ein Ausweg: “Vier Wochen komplett die Türen schließen.” Das, so Imago-Chefin Anne Katrein Maschke, entspräche den geforderten zehn Prozent.“ Angelika HAUBNER

Thüringer Allgemeine, 31. März 2009

Der erste Kulturwirtschaftsbericht Sachsens, der die Teilmärkte im Bereich der erwerbswirtschaftlich relevanten Kultur untersucht, belegt auch auf diesem Gebiet die Stärke unseres Kulturlandes: Beim Umsatzanteil an der Gesamtwirtschaft bundesweit rangiert Sachsen mit 2,4 Prozent an vierter Position nach Nordrhein-Westfalen und vor Baden-Württemberg. Das Umsatzvolumen in Sachsen ist in den vergangenen Jahren erheblich gestiegen und erreicht inzwischen einen Wert von rd. 3 Mrd. Euro. Betrachtet man den Anteil der sozialversicherungspflichtigen Beschäftigten an den Gesamtbeschäftigten Sachsens, liegt die Kultur- und Kreativwirtschaft mit 2,3 Prozent noch vor der Automobilindustrie.
Zu den untersuchten Teilmärkten gehören z. B. die Musikwirtschaft, der Buchmarkt, der Kunstmarkt, die Film- und Rundfunkwirtschaft, aber auch der Werbemarkt sowie die Software- und Games-Industrie. Ferner wurden Felder in den Blick genommen, die landesspezifisch sind: das Kunsthandwerk und der Musikinstrumentenbau.
Vergleichend zeigt der Bericht die Bedeutung der öffentlich getragenen bzw. geförderten Kultur in Sachsen auf, für die die Kulturpolitik zuständig ist. Ohne diese reiche Landschaft bliebe auch wirtschaftlicher Erfolg mit Kulturgütern aus. Ferner beleuchtet der Bericht die Soziokultur in Sachsen und bescheinigt ihr, eine Quelle von Kreativität und wirtschaftlichem Denken zu sein, etwa als Erprobungsfeld für junge Menschen oder in Ausschnitten selbst als Marktteilnehmer. Exemplifiziert wird dies anhand zweier Soziokultureller Einrichtungen: dem Alten Gasometer e. V. in Zwickau und der Kulturbastion (KAP Torgau e. V.) in Torgau.
Der Bericht kann über den Broschürenversand der Sächsischen Staatsregierung bezogen oder z. B. von der Seite des Staatsministeriums für Wirtschaft und Arbeit heruntergeladen werden (s. unten).
von Tobias J. Knoblich

Mehr Informationen unter www.soziokultur-sachsen.de

Das medienpädagogische Forum „Schöne neue Medienwelten“, das Ende 2008 als abschließende Festveranstaltung zum 50. Jubiläumsjahr der Akademie Remscheid stattfand, ist jetzt online dokumentiert. Dieter Glaap, der die Tagung mit rund 100 pädagogischen Fachkräften leitete und moderierte, hat die rund 20 Einzelbeiträge, Vorträge und Workshopergebnisse zusammengefasst und als digitales Dokument auf einer eigenen Webseite publiziert. Auf dem Forum drehte sich alles rund um die Möglichkeiten der neuen Medien für die kreative pädagogische Arbeit mit Kindern und Jugendlichen – von der Digitalfotografie über das interaktive Geschichten-Erzählen und das Podcasting bis zur Family-LAN-Party. Eingebunden in die Dokumentation sind Referate und Diskussionen zu den Perspektiven der Medienpädagogik im Online-Zeitalter, zu Fragen des Jugendschutzes und der Elternberatung. Neben den rund 144 Seiten an ausdruckbaren Texten enthält die Dokumentation auch Video- und Audiozusammenschnitte aus einzelnen Vorträgen und aus der einführenden Expertenrunde, so dass die Arbeitsatmosphäre während der Veranstaltung ein Stück weit sicht- und spürbar wird. Eine Bildergalerie mit Aufnahmen und Arbeitsproben aus einzelnen Workshops rundet die Webseite ab. Sie ist die erste Tagungsdokumentation der Akademie Remscheid, die ohne eine herkömmliche Papierversion veröffentlicht wird.

Mehr Informationen unter http://schoene-neue.medienwelten.org

Das Jugendportal „netzcheckers.de“ geht am 11. März 2009 in neuer Form online: Die überarbeitete Software, das frische Design und die neuen Inhalte werden erstmals auf dem 10. Gautinger Internettreffen vorgestellt. Das von „Jugend online“ konzipierte Portal richtet seinen Fokus jetzt ganz auf Internet, Multimedia und mobile Medien. Hier finden Jugendliche Tipps und Tutorials zur kreativen Mediennutzung, Medienmodule zum Selbermachen sowie Informationen zu den Bereichen Datenschutz, Umgang mit persönlichen Daten im Internet, Internetsicherheit und Urheberrechte.
Ein neues Element ist die „Beepbox“, die die Aktivität im Portal spiegelt und ein universelles und schnelles persönliches Kommunikationsmittel ist. Im eigenen Profil können registrierte BenutzerInnen ein Weblog führen, Bilder ins eigene Fotoalbum laden oder das eigene Profil gestalten. Die überarbeiteten Module sind übersichtlich gestaltet und noch leichter zu bedienen. Immer gilt: Was NutzerInnen öffentlich mitteilen, bestimmen sie selbst. Sie haben die volle Kontrolle über die Sichtbarkeit ihrer Inhalte. So ist netzcheckers.de nicht nur ein Experimentierfeld für Internet, Multimedia und Neue Medien, sondern auch ein Lernraum für den verantwortungsvollen Umgang mit den eigenen Daten. 

Wie mache ich Handyklingeltöne und Handylogos selber? Wie kann ich einen Podcast bei netzcheckers.de einstellen? Das Jugendportal liefert praktische Anleitungen mit Workshops zur Mediennutzung, Handyklingelton- und Handylogodesigner, Podcastbox und Co. Außerdem stellt netzcheckers.de Hilfstools und Programme vor, mit denen Animationen erstellt, Dateien umgewandelt und Filme und Fotos bearbeitet werden können. Daneben bietet der redaktionelle Teil verständlich aufbereitete Informationen zu den Themen Internet, Datenschutz und Recht. Jede Woche stellt der Podcast zur Creative Commons Musik kostenfreie Alternativen zu urheberrechtsgeschützter Musik vor. Das Jugendmedienmagazin netzcheckers.tv präsentiert monatlich Wissenswertes und Kurioses aus dem Netz.

Mehr Informationen unter www.netzcheckers.de

Das Bundesministerium für Bildung und Forschung ist in Deutschland für die Koordination der Aktivitäten im Rahmen des Europäischen Jahres der Kreativität und Innovation 2009 zuständig. Kreativität und Innovation sind zentrale Elemente der heutigen wissensbasierten Gesellschaften Europas, um den Chancen und Herausforderungen der Globalisierung wirksam begegnen zu können. Beide sind eng verknüpft, denn persönliche Kreativität ist unabdingbare Voraussetzung für die Innovationsfähigkeit einer Gesellschaft.

Kreativität hat vielfältige Facetten und Kontexte von Kunst und Design über Wissenschaft bis hin zur unternehmerischen Kreativität. Gemeinsamer Nenner ist, dass Kreativität die Grundlage bietet für die erfolgreiche Umsetzung von innovativen Ideen in allen Bereichen. In diesem Kontext spielt die allgemeine und berufliche Bildung eine wichtige Rolle, da sie ein entscheidender Einflussfaktor auf Kreativität, Innovationsleistung und damit auch Wettbewerbsfähigkeit ist.

Ziel des Europäischen Jahrs 2009 ist es, Kreativität als Motor für Innovation und als entscheidenden Faktor für die Entwicklung von persönlichen, beruflichen, sozialen und unternehmerischen Kompetenzen herauszustellen. Deutschland unterstützt die Initiative der Europäischen Union, Kreativität und Innovation zu fördern und 2009 europaweit in den Fokus zu stellen. Das Europäische Jahr setzt zudem einen wichtigen Impuls im Wissenschaftsjahr 2009 „Forschungsexpedition Deutschland“.

Mehr Informationen unter www.ejki2009.de

TLZ//20.03.2009 von Dominique Wand 

Altstadt. (tlz) „Kunst kommt von Können, nicht von Wollen, sonst hieße sie Wunst.“ Soweit der Volksmund. Dass Kunst und Wollen bisweilen einander bedingen, war Tenor während der Podiumsdiskussion im Kunsthaus Erfurt. Im Rahmen der Salonreihe „Kunst und Politik“ diskutierten Falk Elstermann, Geschäftsführer des Kulturhauses naTo aus Leipzig, André Störr, Vorsitzender der Kulturinitiative Thüringen, Hilde Weeg, freie Radio-Journalistin und Professor Dr. Kai-Uwe Schierz, Direktor der Kunsthalle Erfurt und Mitglied der Arbeitsgruppe Kulturkonzept. 
Die vom Stadtrat initiierte Arbeitsgruppe hat die Aufgabe, unter Einbindung von Kulturschaffenden und kulturinteressierten Bürgern ein tragfähiges Kulturkonzept zu erarbeiten. Doch wie viel Konzept braucht Kultur? Darf sich Politik in die Kultur einmischen, und sollten während des laufenden Prozesses Konzepte anderer Städte berücksichtigt werden? Mit diesen Fragen beschäftigte sich die Runde. 

„Die ersten beiden Sitzungen der Arbeitsgruppe haben wir mit dem Verfassen einer Geschäftsordnung verbracht“, berichtete Schierz, in den zwei folgenden habe man sich auf die Einrichtung eines Internet-Blogs geeinigt, um so den öffentlichen Diskussionsprozess nachvollziehbar zu machen. „Für das eigentliche Thema Kultur hatten wir bisher wenig Zeit.“ 

Das Problem des gesamten Diskurses sah Störr darin, dass sich Kultur immer wieder ökonomisch rechtfertigen müsse. „Begriffe wie Hochkultur oder Breitenkultur bringen nichts. Wir müssen Kultur außerhalb ökonomischer Kennziffern platzieren“, so Störr. Doch da steht die Stadt noch ganz am Anfang. Das machte Elstermann, der Gast aus Leipzig, deutlich: „Als ich mir den Entwurf des Konzeptes ansah, war das für mich eine Reise zurück durch die Zeit.“ So verwunderte es kaum, dass Elstermann seine Eindrücke von Erfurt mit Worten wie „nett und ruhig“ beschrieb. „Ein schönes Wellness-Wochenende könnte ich mir hier durchaus vorstellen.“ Im Publikum sorgten solche Sätze für Heiterkeit. Elstermann beschrieb den Weg Leipzigs zu einem, auf Augenhöhe mit der Stadtverwaltung ausgehandelten Kulturkonzept. So organisierte sich die freie Kunstszene in der Initiative Leipzig+Kultur. „Es ist wichtig, überhaupt erst einmal wahrgenommen zu werden.“ 

Mit bisweilen drastischen Maßnahmen habe man gegen Kürzungen des Kulturetats protestiert, sämtliche freie Kulturangebote einen gesamten Monat geschlossen. Er prophezeite der Stadt Erfurt einen langen und steinigen Weg. Nur mit interner Organisation und der qualifizierten Moderation von Ansprüchen sei ein erfolgreiches Konzept mittelfristig zu realisieren.

Nach erfolgloser Bewerbung um einen Referendariatsplatz in Sachen und ausgeprägten Unrechtsempfinden wendete ich mich im September 2008 mit einer Petition an den Petitionsausschuss des Sächsischen Landtags. Nachstehend wird der Fragenkatalog und die Antworten der Landesbeamten wiedergegeben. Antworten des Ausschusses sind so „…“ markiert.

 

„Der 4. sächsische Landtag hat am 12. März 2009 gemäß der Beschlussempfehlung des Petitionsausschusses (Drucksache 4/14869) die Petition für erledigt erklärt. Beigefügt ist ihr Bericht.

 

Petition 04/04294/4“

 

Vorerst mein Werdegang:

Nach meinem Doppelstudium im pädagogischen Bereich legte ich 2007 erfolgreich die Erste Staatsexamensprüfung für Gymnasien mit den Fächern Kunst und Deutsch (Note: 2,1) und die Bachelorprüfung für (außerschulische) Kunstpädagogik (Note: 1,5) an der Universität Leipzig ab. Anschließend war ich ein Jahre kulturpolitisch als Freiwilligen im FSJ Kultur tätig. Die Bewerbung um einen Referendariatsplatz in Sachsen blieb erfolglos. Im September 2008 nahm ich eine befristete Stelle  als Kunstpädagogin an einem Gymnasium in Nordrhein Westfalen (NRW) an.

Zu Beginn des Jahres des Jahres 2008 wurde Lehramtanwärtern, die sich um einen Referendariatsplatz bei der Sächsischen Bildungsagentur, Regionalstelle Leipzig bewarben, zugesichert, dass sich die Lage im Bewerbungsverfahren um Referendariatsplätze in Sachsen entspannt hätte, dass man sich „keine Sorgen“ solle. Mitte des Jahres kamen mit der Absage das böse Erwachen und zahlreiche Fragen auf. Auf Nachfrage im Rahmen eines Widerspruchs an die Sächsische Bildungsagentur, Regionalstelle Leipzig, zu diesem Sachverhalt erhielt ich keine Antwort.

 

Daher stelle ich die Fragen erneut.

 

„Die Petentin begehrt die Beantwortung ihrer Fragen über die Notwendigkeit des Zulassungsverfahrens zum pädagogischen Vorbereitungsdienst im Freitstaat Sachsen und zieht Vergleiche zur Praxis in Nordrhein-Westfalen. Gleichlautende Schreiben hat sie sowohl an die Sächsische Bildungsagentur als auch an den Bürgerbeauftragten des Sächsischen Staatsministeriums für Kultus gesandt.

Nach ihrem Lehramtsstudium und der Bachelorprüfung für (außerschulische) Kunstpädagogik an der Universität Leipzig hat die Petentin 2007 die erste Staatsprüfung für das Höhere Lehramt an Gymnasien (Fächerkombination: Deutsch/Kunst) bestanden, sich jedoch erfolglos zum 1. August 2008 um Zulassung zum Vorbereitungsdienst beworben. Ihren Widerspruch gegen den Ablehnungsbescheid der Sächsischen Bildungsagentur hat sie im September 2008 zurückgenommen, gleichzeitig aber die Petition angekündigt.

Eigener Darstellung zufolge unterrichtet die Petentin seit September 2008 im Rahmen eines befristeten Arbeitsverhältnisses (Elternzeitvertretung) an einem Gymnasium in Nordrhein-Westfalen.

Die in  der Petition gestellten Fragen werden nachstehend wiedergegeben und einzeln beantwortet.“

 

A) Wie kommt es dazu, dass sich die Situation um den Vorbereitungsdienst seit 2006 (mehr Bewerber als Ausbildungsstellen, Anm. d. Verf.) so entwickelt hat?

„Die Ausbringung der Stellen für Anwärter und Referendare basiert auf Prognosen. Auch durch die zunehmende Anzahl von Absolventen, die ihr Lehramtsstudium an Hochschulen außerhalb Sachsens beendet haben, sich aber auch im Freistaat Sachsen um Zulassung zum Vorbereitungsdienst bewerben, übersteigt die Zahl der Bewerber die Anzahl der ausgebrachten Stellen.

Der Sächsische Landtag hat in Kenntnis dieser Situation im Vergleich zum Doppelhaushalt 2005/2006 die Zahl der Stellen für Anwärter und Referendare in den Jahren 2007 und 2008 um jeweils 300 erhöht.“

 

B) Welche Möglichkeiten hat das Land, bildungspolitisch zu steuern (zu Beispiel durch Beschränkung der Zulassung für Lehramtsstudiengänge)? Welche Maßnahmen wurden umgesetzt?

„Die Möglichkeiten einer Steuerung durch das Land sind begrenzt. Zu Beginn des Studiums entscheiden Hochschulen selbst über eine Beschränkung der Zulassung bzw. hinsichtlich der Auswahl der Studentinnen und Studenten für Lehramtsstudiengänge.“

 

C) Wie lässt sich erklären, dass in einem laufenden Bewerbungsverfahren das Kultusministerium eine Zulassungsbeschränkungsverordnung erlässt und die Bewerber nicht zeitnah darüber in Kenntnis setzt?

„Die Frage, ob überhaupt eine Zulassungsbeschränkungsverordnung erforderlich ist, stellt sich für das Sächsische Staatsministerium für Kultus erst, wenn die Zahl der Bewerber die Zahl der besetzbaren Ausbildungsstellen überschreitet. Dies lässt sich im März des jeweiligen Jahres beurteilen, da bis zum 1. März die Anträge auf Zulassung zum Vorbereitungsdienst bei der Sächsischen Bildungsagentur gestellt werden können, vgl. § 4 Abs. 1 Satz 2 der Verordnung des Sächsischen Staatsministeriums für Kultus über den Vorbereitungsdienst und die Zweite Staatsprüfung für Lehrämter an Schulen im Freistaat Sachsen (Lehramtsprüfungsordnung II – LAPO II) vom 19. Juli 2007 (SächsGVBI. S. 301, 302).

Die Zulassungsbeschränkungsverordnung für den pädagogischen Vorbereitungsdienst wurden jeweils vorschriftsmäßig im Sächsischen Gesetz- und Verordnungsblatt veröffentlicht. Die aktuelle Zulassungsbeschränkungsverordnung ist zudem in das Internet über den Sächsischen Bildungsserver eingestellt. Einer gesonderten Information der Bewerber bedurfte es daher nicht.“

 

D) Wie lässt sich rechtlich und moralisch erklären, dass im Bewerbungsverfahren ein Los über Zulassung oder Nichtzulassung entscheidet?

„Die Losentscheidung für die Vergabe eines Ausbildungsplatzes ist rechtlich nicht zu beanstanden, sofern die vorrangig einschlägigen Zulassungskriterien die Bildung einer Rangfolge unter den verbleibenden Bewerbern nicht ermöglichen  (vgl. § 5 Abs. 5 Satz 2, Halbs. 2 der Verordnung des Sächsischen Staatsministeriums für Kultus über Zulassungsbeschränkungen für den Vorbereitungsdienst für Lehrämter (Zulassungsbeschränkungsverordnung – ZulbeschrVO) vom 19. Mai 2008.“

 

Im Rahmen meiner kunstpädagogischen Tätigkeit an einem Gymnasium in NRW erhielt ich Einblick in die Bildungspolitik des Landes.

  1. Ich wurde trotz fehlenden Zweite Staatsexamen eingestellt. Die Stelle ist eine befristete Elternzeitvertretung  im Rahmen des Programms „Flexible Mittel für Vertretungsunterricht“.
  2. Die Schule hat die Stelle ausgeschrieben und das Bewerbungsverfahren organisiert.
  3. Zeugnisse wurden erst im Rahmen des Personalbogens verlangt, nachdem der Arbeitsvertrag unterschrieben war.

 

E) Wäre so ein Einstellungsverfahren (befristete Einstellung eines Studienabsolventen ohne zweite Staatsprüfung unmittelbar durch die Schule, Anm. d. Verf.) auch in Sachsen denkbar?

„Die Sächsische Bildungsagentur stellt im Interesse der Schülerinnen und Schüler grundsätzlich nur Bewerber ein, die über eine ausreichende Qualifikation als Lehrkraft verfügen; die ist regelmäßig das erfolgreiche Bestehen der Ersten und Zweiten Staatsprüfung.

In Ausnahmefällen, z. B. bei einem unvorhersehbaren Mangel an einzelnen Lehrkräften mit ausgewählten Fächern bzw. Fachkombinationen, kann es zur Sicherstellung der Unterrichtsversorgung gerechtfertigt sein, Studienabsolventen befristet zu beschäftigen.“

 

F) Gibt es ein ähnliches Programm („Flexible Mittel für Vertretungsunterricht“, Anm. d. Verf.) zur Förderung von Vertretungsunterricht?

„Die Haushaltsmittel zur Vergütung der Lehrkräfte werden grundsätzlich durch die Personal verwaltende Behörde (Sächsische Bildungsagentur) bewirtschaftet; eine Budgetierung der Schulen ist bislang nicht vorgesehen.“

 

G) Kann eine staatliche sächsische Schule eine Stelle ausschreiben?

„In Einzelfällen können berufsbildende Schulen Stellen ausschreiben, hierbei handelt es sich regelmäßig um Lehrkräfte für den fachpraktischen Unterricht, also z. B. Handwerksmeister.“

 

In den ersten Tagen an der Schule unterhielten wir uns im Kollegium auch über Unterschiede in der Bildungspolitik der Länder. Dass ein nahtloser Übergang vom Studium zum Referendariat durch das Land nicht gewährleistet wurde, stieß bei den Lehrern und Lehrerinnen in NRW auf Verwunderung. Ich hakte nach. Man müsste sich in NRW nicht um einen Referendariatsplatz bewerben, sondern bekäme ihn gewissermaßen automatisch, da der Vorbereitungsdienst als Teil der Lehramtsausbildung verstanden wird und das Land gewährleistet, dass die Ausbildung auch zu Ende gebracht werden kann.

 

H) Warum ist dieses Vorgehen nicht auch in Sachsen möglich? Junge Menschen, die die Lehramtsausbildung mit dem Studium aufnehmen, haben das Recht, dass ihre Ausbildung nahtlos beendet werden kann.

„Der sehr großen Zahl von Bewerbern standen auch 2008 nur begrenzt Ausbildungsplätze und personelle sowie sächliche Ausbildungskapazitäten (Lehrbeauftragte und Ausbildungsschulen) gegenüber. Die ZulBeschrVO war erforderlich, um an Hand nachvollziehbarer Kriterien das Auswahlverfahren zu regeln und eine gleichmäßige Auslastung der Ausbildungskapazitäten in den einzelnen Lehrämtern zu gewährleisten. Die Verordnung stelt überdies sicher, dass sämtliche Bewerber die Aussicht haben, innerhalb einer zumutbaren Wartezeit in den Vorbereitungsdienst aufgenommen zu werden. Gleichwohl beabsichtigen nicht alle Studienabsolventen, unmittelbar nach ihrer universitären Ausbildung den Vorbereitungsdienst zu beginnen, einige orientieren sich beruflich neu oder stellen das Referendariat aus privaten Gründen ganz zurück. Ein Antrag auf Zulassung zum Vorbereitungsdienst ist daher in jedem Fall erforderlich.“

 

Zudem, wenn es ein Auswahlverfahren um die Zulassung zum Vorbereitungsdienst gibt, dann sind persönliche Angaben, Examensnoten und Nachweise über Härtefallregelungen nicht ausreichend, um Leistung und Eignung zu ermessen, die ein angehender Pädagoge mitbringt. Die Antragsformulare fragen nicht nach einem Bewerbungsschreiben geschweige denn nach einem Motivationsschreiben. Qualifikationen über das Lehramtsstudium hinaus, pädagogischen Erfahrungen, Fähigkeiten und Kompetenzen, die sich nicht mit einer Note bemessen lassen, haben keine Platz. Ein Bewerbungsgespräch findet nicht statt.

 

I) Warum verläuft das Auswahlverfahren um die Zulassung zum Vorbereitungsdienst in Sachsen so (ohne Bewerbungsgespräch, Anm. der Verf.)?

„Der Vorbereitungsdienst ist für alle Lehrämter „Ausbildungsstätte“ im Sinne des Art. 12 Abs. 1 Grundgesetz, weil er von allen Bewerbern durchlaufen werden muss, um die nur über diese Einrichtung erreichbare Zweite Staatsprüfung ablegen zu können, die Voraussetzung für die Ausübung des Lehrerberufs ist. Jeder Bewerber, der die Erste Staatsprüfung oder eine gleichwertige Prüfung bestanden hat, hat daher einen Rechtsanspruch auf Zulassung zum Vorbereitungsdienst, ohne dass es auf das Ergebnis eines etwaigen Bewerbungsgesprächs ankäme.

Ein Bewerbungsgespräch wird erst bei einer beabsichtigen (endgültigen) Einstellung in den Schuldienst geführt.“

 

J) Nach welchen Kriterien werden „Eignung und Leistung“ bewertet? Die Zulassungsbeschränkungsverordnung gibt dazu leider keine Auskunft.

„Gemäß § 5 Abs. 4 Satz 2 ZulBeschrVO ist hierfür die Gesamtnote in der Ersten Staatsprüfung oder einer Prüfung gemäß § 3 Abs. 1 Nr. 1 Buchst. B oder c LAPO II maßgebend. Weitere Kriterien sind weniger aussagekräftig und können in der begrenzten Zeit des Zulassungsverfahrens von der Behörde nicht hinreichend gewürdigt werde.“

 

K) Wo liegen die Gründe, dass ein bildungsbewusstes Land wie Sachsen, junge Lehramtsanwärter, die ihr Studium an einer sächsischen Hochschule absolviert haben, nicht durch entsprechende Maßnahmen hält? Kann sich ein Land dieses Vorgehen auf Dauer leisten?

Diese Antwort steht leider aus.

 

„Mit der Beantwortung der von der Petentin gestellten Fragen wird die Petition für erledigt erklärt.“

 

In einem bildungsbewussten europäischen Land, in dem nicht zuletzt alle großen Parteien und die Kultusministerien Ganztagsschulkonzepte, die Zusammenführung von schulischen und außerschulischen Bildungsangeboten und kulturelle Jugendbildung im Zuge des allgemeinen – das heißt allumfassenden – Bildungsauftrags der Schulen und des Landes stets betonen, darf es nicht sein, dass junge und engagierte Pädagogen, die die entsprechende universitäre Ausbildung mit sich bringen, zurückgewissen werden, wenn sie ihre Lehramtausbildung beenden wollen, endlich ins Schulwesen einsteigen und Staatsbürger von Morgen aus ihrem Bildungsweg begleiten, beraten, Wissen vermitteln und gemeinsam Lernprozesse gestalten möchten.

Virtuelle Welten sind heute ein Teil unseres Lebens. Was sucht, was findet man dort, was es in der realen Welt nicht gibt? Wer will ich dort sein? Worin besteht die Faszination der „Second World“? Wie verändert sich durch zeitaufwändige Kommunikation in social networks wie Schüler- und Studi-VZ, MySpace oder MyFriend das Miteinander der Geschlechter, der Generationen oder der Familien? Ist es ein MUSS, „dabei“ und „drin“ zu sein? Verlieren Freundeskreise und Cliquen, mit denen man sich im Park oder im Club trifft, deshalb an Bedeutung? Filme und Musik aus dem PC statt mit Freunden ins Kino oder in die Disco zu gehen?

Wikipedia statt Bibliotheksbesuch? Einkaufen bei Ebay statt in der City? Spielkonsole statt Brettspielen? Vereinzelung statt WIR-Gefühl? Oder im Gegenteil: raus aus der Vereinzelung – rein in die community der user und blogger? Weltflucht oder Sinnsuche?

Wie verändert das alles unser Leben und euch persönlich?

Sagt es, zeigt es! Wir bieten ein Forum für Eure Gedanken, Meinungen oder auch Provokationen zum Thema „WIR.tuell“, das ihr künstlerisch in Form von Texten, bildnerischen und fotografischen Arbeiten, Filmen, Multimediaproduktionen, Theaterstücken, Tänzen und weiteren Kunstformen umsetzen könnt. Zugelassen sind Einzel- und Gruppenbeiträge. Bedingung: ihr präsentiert sie live am 6. Juni in Leipzig – in der realen Welt des Theaters der Jungen Welt/LOFFT Leipzig.

Bewerbungsschluss: 11. Mai 2009
Mehr Informationen unter www.lkj-sachsen.de

Die Kulturpolitische Gesellschaft (KuPoGe) diskutierte auf dem  54. Kulturpolitischen Kolloquium »Kultur in Deutschland. Was ist geschehen? Wie geht es weiter?« den Enquete-Bericht in Loccum. 

Den Eröffnungsvortrag hielt Prof. Dr. Klaus von Beyme, der aus politikwissenschaftlicher Sicht den Enquetebericht beleuchtete, dessen Handlungsempfehlungen im Plenum und sechs Foren zum Teil auch kritisch diskutiert wurden. 

Wie viel Staat verträgt die Kultur? 

Einen Mittelpunkt des Kolloquiums bildete die ausgewiesene Debatte zwischen dem Präsidenten der KuPoGe, Prof. Dr. Oliver Scheytt, der als Experte selbst Mitglied der Enquete-Kommission war, und dem Vorsitzenden des Deutschen Kulturrates Prof. Dr. Max Fuchs. Thema war das Konzept des »aktivierenden Kulturstaates«, das als politiktheoretisches Leitbild Eingang in den Bericht der Enquete-Kommission gefunden hat. Obwohl ein Kompromiss nicht gefunden werden konnte, war die auf hohem Niveau ausgetragene Kontroverse hilfreich, weil sie wichtige Fragen deutlicher hervortreten ließ und manche Missverständnisse ausgeräumt werden konnten. Auf dieser Grundlage wird die Debatte weiter geführt werden müssen. 

Mehr Klarheit in der kulturpolitischen Diskussion 

Für mehr Klarheit und Realitätsbezug in der kulturpolitischen Argumentation warb Norbert Sievers, Geschäftsführer der KuPoGe. Vollmundige Wirkungs- und Nützlichkeitsbehauptungen seien in der gegenwärtigen krisenhaften Lage nicht hilfreich. Er kritisierte, dass Kulturpolitik im Enquete-Bericht zu stark als Instrument der Wirtschaftsförderung offeriert werde und dadurch ihren originären öffentlichen Auftrag gefährde. Der Hinweis auf die Marktgängigkeit eines Produkts begründe noch keine kulturpolitische Handlungsnotwendigkeit. 

Kulturförderung auf gesetzlicher Grundlage 

Ein Schwerpunkt der Diskussionen bildete die Frage, inwieweit Kulturförderung als »freiwillige Aufgabe der Kommunen« zu begreifen sei, die bei Haushaltsnotlagen gegenüber den »pflichtigen Aufgaben« immer als erste gestrichen würde, und inwieweit gesetzliche Regelungen hierfür einen Schutz darstellen könnten, wie im Enquetebericht vorgeschlagen wird. Selbst der Deutsche Städtetag, der traditionell eher der Freiwilligkeit der Kulturförderung als Residuum der kommunalen Selbstverwaltungsgarantie das Wort redet, überlege derzeit, ob es notwendig sei, durch ein Rahmengesetz zumindest der Kulturellen Bildung mehr Rechtssicherheit zu geben, wie Kulturdezernent Klaus Hebborn erklärte. Dem stehen allerdings viele Skeptiker entgegen, die auf die Nachteile gesetzlicher Regelungen im Kulturbereich und damit einhergehenden Normierungen verweisen.  

Politik zum Handeln bewegen 

Dem Schlusspodium des Kolloquiums, eingeleitet durch die Abteilungsleiterin des Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien, Frau Dr. Ingeborg Berggreen-Merkel, war es vorbehalten, eine erste Bilanz des bisher Geschehenen und einige Ausblicke zu formulieren. Dabei wurde deutlich, dass Bund, Länder, hier vertreten durch Peter Landmann, Abteilungsleiter Kultur von der Staatskanzlei Nordrhein-Westfalen, und Kommunen den Bericht der Enquete-Kommission und die Handlungsempfehlungen sehr ernst nehmen und an der Umsetzung vieler Vorschläge arbeiten. Die Bundestagsabgeordnete von Bündnis 90/Die Grünen Undine Kurth appellierte an alle TeilnehmerInnen, diese Umsetzung von der Politik noch stärker einzufordern. 

Mehr Informationen unter www.kupoge.de